Etappe 2022 – 17: Porto San Giorgio – Ancona 35.5 sm

Die letzte Etappe unseres diesjährigen Sommerurlaubs ist mit rund 35 Meilen wieder etwas länger. Entsprechend legen wir bereits gegen 7 Uhr morgens bei böigem Seitenwind an. Erneut motorsegeln wir zwischen piepsenden Bohrplattformen und Fischfarmen hindurch. Der für 14 Uhr angekündigte kräftige Wind, der der Skipperin eine schlaflose Nacht bereitet hatte kommt nicht. Nur beim Anlegen an der Stirnseite eines Fingerstegs briest es kurz auf. Der Marinero, der etliche Runden im Hafenbecken auf sich warten lässt überzeugt nicht wirklich mit seinen Kommentaren zu meinem Anlegemanöver vom Steg, aber dann sind wir fest.

Ich hoffe, dass dieser unmittelbar in der Boxengasse liegende Liegeplatz nicht unser Winterplatz ist und wir spätestens Mitte Oktober nach dem wieder Einwassern einen geschützteren Liegeplatz bekommen, an dem nicht Hinz und Kunz auf dem Weg zur Hafeneinfahrt vorbeibrettern. Eine Hoffnung, die sich leider nicht erfüllt. Das soll tatsächlich unser Winterplatz sein. Auch sonst ist man hier nicht wirklich auf Winterlager eingestellt. Das hatte ich mir doch etwas anders vorgestellt.

Wir schlagen inzwischen routiniert die Segel ab, waschen mangels Automatenwaschmachine von Hand unsere Wäsche und erreichen einen Tag nach unserer Ankunft endlich jemanden bei der Werft, die über den Winter neues Antifouling anbringen, die Anoden wechseln und einen Motorservice durchführen soll. Ausserdem wollen wir hier unsere Rettungsinsel zum ersten Mal warten lassen.

Abends wundern wir uns, wie überlaufen die tagsüber noch ausgestorben wirkenden Restaurants im Hafen sind. Hier kochen wir wohl eher an Bord. Auch gut! Die Reste müssen ohnehin weg. Nach und nach räumen wir das Boot auf und finden sogar Zeit die Edelstahlteile an Deck zu polieren, die in den 6 Wochen in Brindisi an der Wetterseite ziemlichen Flugrost angesetzt hatten. Da es hier in Gehdistanz leider keinen Badestrand gibt, darf Annika am Spätnachmittag jeweils in ihrer Babybadewanne im Cockpit planschen während die Eltern alles zusammen packen.

Am Freitag morgen heben wir unser Gepäck auf den Steg und legen ab um in einiger Entfernung vom Hafen den Fäkalientank zu entleeren. Während wir gerade die Hafeneinfahrt wieder passieren, klingelt mein Handy: Die Mannschaft am Kran steht bereits 40 min vor dem vereinbarten Termin bereit und wartet auf uns. Wir legen also nicht mehr am Liegeplatz an sondern fahren direkt weiter zum Kran. Ich bin froh, dass es heute kaum Wind gibt als wir in das Kranbecken einbiegen. Das Auskranen und Abkärchern läuft problemlos und schon steht unser schwimmendes Zuhause auf dem Hafengelände an Land.

Hier soll Das Boot nun bis Mitte Oktober stehen bevor es von der Werft wieder an Ihren Liegeplatz im Wasser verholt werden soll. Ich will Ende Oktober erneut zum Boot um mit dem Einbau des neuen Autopiloten zu beginnen. Ein bisschen beunruhigt bin ich, dass wir bisher keinen Vertrag für den Liegeplatz im Winter haben. Den möchte die Marina dann im Oktober aufsetzen. Italien!

Wir fahren mit dem Bus in die Stadt und beziehen unser direkt am Bahnhof liegendes Hotel. Von hier aus geht es am nächsten Tag zurück nach Hause. Bahn fahren (zumal mit Kleinkind und viel Gepäck) ist, wie wir dabei feststellen auch ein grosses Abenteuer 😉

Etappe 2022 – 16: San Benedetto del Tronto – Porto San Giorgio 19 sm, 0.5 Motorstunden: Wir segeln!

Die heutige Etappenlänge erlaubt es uns ohne Wecker aufzuwachen. Was für ein Luxus! Nach dem Kaffee übe ich trotz Seitenwind das Ablegen erneut als Einhandmanöver. Bereits kurz vor dem Hafen setzen wir die Segel und es heisst: Motor aus! Endlich! Auch wenn der Wind auch heute natürlich wieder aus nördlichen Richtungen kommt. Wir haben Zeit zu kreuzen. Was durch kürzere Etappenlängen alles möglich wird 😉.

Kurz ärgern wir uns auf unserem Weg über ein Motorboot, dass uns vor den Bug fährt. Unter Segeln weichen WIR aus. Dann sehen wir, dass das Motorboot quasi „manövrierbehindert“ ist: Es zieht an einer hinterhergeschleppten Angelleine eine Möwe hinter sich her, deren Geflatter immer schwächer wird. Vielleicht sollte der Motorbootfahrer Gas weg nehmen? Immerhin befreit er der Möwe nach einiger Zeit.

Wir schlängeln uns auch heute durch Pipelines und Fischfarmen. An der Küstenlinie bemerken wir, wie es immer grüner wird. Es sieht fast aus, wie in der Toskana. Wir kommen definitiv wieder in nördliche Gefilde.

Bei der erneut versandeten Hafeneinfahrt wird natürlich nicht auf unsere VHF Anfragen reagiert. Wir tasten uns vorsichtig in den Hafen. Plötzlich taucht doch noch ein Marinero auf und weist uns ein. Im Büro dann die Überraschung: Wir werden in akzentfreiem Deutsch begrüßt und vom Marina Manager mit allerlei Tipps zum Einkaufen und Essen gehen versorgt. Abends grillen wir ein letztes Mal an Bord, bevor der Grill zum Einmotten über Winter picobello geputzt wird.

Am Hafentag putzen und verstauen wir bereits das Dinghy wieder im Vorschiff. Das Ende des Urlaubs naht. Nach nur einer weiteren Tagesetappe wollen wir unser Winterlager in Ancona aufschlagen und mit dem Zug zurück nach Basel fahren.

Wir machen alle zusammen einen Ausflug zum Strand bevor wir Abends dem Tipp des Managers der Marina folgen und in einem gut besuchten Strandrestaurant die beste Pizza seit langem essen.