Etappe 2022 – 13: Tremiti Inseln – Marina di Montenero/Porto Sveva 33.5 sm

Ziemlich übermüdet von der Ankerwache holen wir auf den Tremiti Inseln um 7 Uhr morgens den Anker auf.

Auch heute haben wir auf unserem Rückweg zum italienischen Festland über 30 Seemeilen vor uns. Es soll zum Porto Sveva in der (mir zuvor unbekannten) Region Molise gehen.

Zu Beginn motoren wir: Es ist wie immer: Der Wind kommt in der Adria bisher zuverlässig von vorn. Fahren wir nach Norden bläst es aus Nord, fahren wir nach Westen (wie heute) bläst es aus West. Irgendwann können wir zum mitlaufenden Motor wenigstens die Genua setzen und etwas motorsegeln.

Die Etappe verläuft sonst recht ereignislos. Keine Delfine, keine größeren Probleme mit Zanzibar. Wir schmieden bereits Pläne für den liebgewonnenen Badestop kurz vor dem Zielhafen. Doch als wir den Hafen fast erreicht haben, ist es auf einmal ziemlich ungemütlich. Der jetzt auflandige Wind hat aufgefrischt und wir können uns plötzlich so gar nicht mehr vorstellen über unsere Badeplattform freiwillig ins aufgewühlte Wasser zu steigen.

Während ich das Boot durch die unangenehmen brechenden Wellen steuere, übernimmt Tatjana auf italienisch den Funkkontakt mit dem Hafen. Nachdem unser Tiefgang abgefragt wurde, werden wir zu Steg E dirigiert. Im jetzt ziemlich böigen Wind versemmle ich prompt das Anlegemanöver und es wird kurz hektisch an Bord. Aber (wie ich von Richard gelernt habe): Ein Anlegemanöver ist dann gelungen, wenn:

  1. das Boot am Liegeplatz festgemacht ist
  2. sich keiner weh getan oder verletzt hat
  3. nichts kaputt gegangen ist
  4. kein böses Wort gefallen ist

Alles gut, eigentlich ein gelungener Anleger 😅🤷‍♂️.

Nach dem Anlegemanöver kommentiert der Marinero wohlwollend Tatjanas Italienisch Kenntnisse umd gesteht, dass er uns sonst (Mittagspause des Marina Büros) wohl ignoriert hätte 😳.

Ob wir eine oder zwei Nächte im Porto Sveva verbringen werden, wissen wir noch nicht. Morgen könnte es Gewitter geben, die wir auf den dann nach Pescara knapp 40 anstehenden Seemeilen natürlich gerne vermeiden würden. Also erstmal eine Runde zum Strand. Nach der Nacht vor Anker ohne Möglichkeit an Land zu gehen drängt Annika nach draussen.

Nach einer ausgiebigen Dusche schlendern wir durch den aus Ferienhäusern und Campingplätzen bestehenden Ort zu einer nahegelegenen Pizzeria zum Abendessen.

Auf dem Rückweg zum Boot werden wir nass, das erste Gewitter. In den Gewitterböen legt an unserem Steg gegenüber ein Boot an. Nach zwei Fehlversuchen rückwärts anzulegen kommt das 40 Fuss Schiff längsseits am Steg zu liegen. Dafür hängen die Fender jedoch zu hoch. Ich helfe mit weiteren „Stegbewohnern“ durch Abhalten mit, Macken im Gelcoat zu vermeiden. Zum Glück ist der Hafen nicht voll und es ist ausreichend Platz. Als wir später gerade ins Bett wollen braucht der Skipper gegenüber erneut meine Hilfe: Er muss nach Hause und möchte vorher das Boot drehen. Also T-Shirt und Schuhe wieder an. Nach einigem Rumprobieren mit der landseitigen Achterleine erkläre ich ihm mit Händen und Füßen das Manövers des Ablegens mit der Luv-wärtigen Achterleine. Zuerst skeptisch ist er am Gas etwas zaghaft, versucht es aber dennoch und freut sich, als sich das Boot in den Wind dreht. Kurze Zeit später liegt das Boot mit dem Heck zum Steg und er bedankt sich mit einer Flasche Spumante bei mir. Es scheint, dass sich meine Hafenmanöver Trainings langsam auszahlen 😉 Der fremde Skipper erklärt, er müsse leider dringend weg, seine Frau erwarte ein Kind. Kein Wunder also, dass er so aufgeregt war.