Nachdem wir gleich am Tag unserer Ankunft im Hafen noch das neue Biminigestänge und die Sprayhood montiert hatten, haben wir an Tag 2 den Stoffteil des Biminis zum Sattler gebracht, der eine Aussparung für unseren Radarmast am Heck einfügen soll. (Reissverschluss heisst auf italienisch übrigens „cerniera“).
Ausserdem haben wir die Lazybags angebracht und das Grosssegel „fast” komplett angeschlagen. Die Segellatten und Reffleinen wollen wir aufgrund von gut 20 Knoten Wind im Hafen erst morgen anbringen.
Auch hier warten wir wieder auf die Werft, die Ausbesserungen an hingeschluderten Winterjobs versprochen hat. Immerhin wurde beim Ölwechsel diesmal die richtige Menge Motoröl eingefüllt. Die Werftmitarbeiter, die wir bisher kennengelernt haben, sind einfach nie mit dem selben Qualitätsanspruch ausgestattet, wie die, zugegeben kritischen, Eigner.
So wurde beim Motorservice hinter dem Motorblock Wischpapier zurück gelassen. Ein Detail, ich weiss, ich habe es entfernt, trotzdem lässt mich dieser Fund an der Sorgfalt der Werft bei den anderen durchgeführten Arbeiten zweifeln.
Beim Einkranen drückten die Krangurte derart gegen unsere Wanten, dass die Steuerbordssaling nun merklich mehr Spiel hat, als ihr Pendant an Backbord. Ich habe deshalb auf eine Kontrolle durch einen Rigger bestanden.
Das Ausbessern einer Gelcoatmacke (aus Genua) wurde erst vergessen, dann wurde eher notdürftig zugeschmiert, und beim Nachbessern dann mit Grünweiss statt Reinweiss beilackiert. O-Ton Lackierer: “It is the same color. It is just new and the rest of the boat is 20 years old.” Ziemlich dreist, mir einen Farbunterschied, den man bereits vom Steg aus erkennen kann so zu verkaufen. Immerhin hat der herbeigerufene Chef dann sein Farbmessgerät gleich wieder eingepackt und mir zugestimmt. Es war einfach offensichtlich. Am selben Abend wurde noch in der richtigen Farbe nachlackiert.
Auch unser Steckschot aus Plexiglas ging einem unachtsamen Werftmitarbeiter im Winterlager wohl kaputt. Kein Problem, man hat es ersetzt. Der angefertigte Ersatz ist aber so dünn, dass man unsere Wohnungstür von aussen nun ohne grossen Kraftaufwand aus seiner Halterung drücken kann. Auch funktioniert das Schloss nicht mehr richtig. Bei jeden Schliessvorgang hat man Bedenken den Schlüssel abzubrechen. Das eigentliche Problem mit dem Steckschot für mich ist aber, dass man uns nicht über den Tausch informiert hat. Man hatte wohl gehofft, wir würden es nicht (oder erst später) merken. Ich bin gespannt, ob erneuter Ersatz (inkl. neuem Schloss) noch vor unserer Abreise beschafft werden kann, denn, wie mir die Werft erklärte, sind plexiglasverarbeitende Betriebe in Zeiten von Corona stark ausgelastet. Das glaube ich sofort.
Bisher machen wir also quasi Erlebnisurlaub an Bord von Zanzibar. Und das bereits vor dem ersten Ablegen.
Die Schlagzahl ist auch sonst eindeutig höher als letztes Jahr als wir einen ganzen Monat Zeit hatten um das Boot segelklar zu machen. Dafür sind die Temperaturen erträglich und es herscht deutlich mehr Wind. Ich bin gespannt wie wir als Familiencrew mit diesen Bedingungen zurecht kommen…
Auch das Beaufsichtigen von Annika ist dieses Jahr deutlich zeitintensiver. Während sie im letzten Jahr in Ihrem Bettchen oder Kinderwagenoberteil mehr oder weniger friedlich einfach da lag, ist nun ein Elternteil permanent damit beschäftigt, Annika hinterherzurennen und ihr nichtkindersichere Bootsutensilien und Werkzeuge aus der Hand zu nehmen. Trotzdem haben wir es geschafft zum Mittagessen an Hafentag 2 ein frisches Brot zu backen:
Am dritten Tag haben wir früh morgens vor Auffrischen des Windes die Reffleinen und Segellatten am Grosssegel angebracht und das Bimini vom Sattler geholt. Passt alles, Gott sei Dank!
In einer Windpause am Nachmittag haben wir die Genua angeschlagen und mit der Installation des Relingsnetzes begonnen…
Ausserdem konnte tatsächlich der örtliche Shipchandler mit einer neuen Campingaz Flasche für unseren Herd/Ofen weiterhelfen. Wieder können wichtige Punkte von der To-Do Liste gestrichen werden.
Nach einem Baumarkt- und Supermarktbesuch habe ich an Tag 4 dann unser Auto am nahen Flughafen auf einem Langzeitparklatz geparkt und eine überteuerte Taxifahrt (die 48,- Euro; verbuche ich als Coronaaufbauhilfe) zurück zur Marina genossen…
Ausserdem gab es Fortschritte beim Steckschot und beim Relingsnetz. Beide Projekte sollten vor der Zielgeraden sein, in die wir morgen an unserem letzten Hafentag in Ostia einbiegen wollen…
Langweilig wird uns hier bis zum Ablegen ganz bestimmt nicht.