Zwischen Hauskauf und Sanierung geht es weiter mit einem PP: Pfingst-Powertörn

Nach meiner Rückkehr vom Boot Anfang April, haben wir so ganz nebenbei ein altes Haus gekauft, dass wir in den nächsten knapp 1.5 Jahren sanieren wollen. Die Tapeten und Bodenbeläge sind bereits entfernt und nach und nach trudeln die Angebote der diversen Handwerker ein. Entsprechend gestresst bin ich, als es für mich heute morgen endlich zum Flughafen geht. Ich brauche dringend eine Pause und hoffe, dass ich mir und meiner Familie (die übermorgen nachkommt) mit dem geplanten “Pfingst-Powertörn” nicht zu viel zumute.

Die Tatsache, dass es an der Stiefelsohle kaum sichere Häfen gibt, die nur eine familienkompatible Tagesdistanz auseinander liegen, hat mich zugegebenermaßen bei der Planung der Fortsetzung unseres Trips schon etwas überrascht. Ich hatte eigentlich erst entlang der italienischen Adriaküste längere Schläge und weniger Häfen erwartet. Nun denn, es bleibt zu hoffen, dass Frau und Kind auch nach dem geplanten Husarenritt vor Pfingsten mit mir segeln wollen. Spätestens in Kroatien oder Griechenland wird es entspannter, versprochen 😉

Unser Etappenplan für den Pfingsturlaub sieht derzeit jedenfalls wie unten skizziert in nur 6 Etappen knackige 430 sm vor. Das Ganze in einem Zeitrahmen von nur 2 Wochen. Das, darf man guten Gewissens als „sportlich“ bezeichnen:

  1. Marina di Ragusa – Grand Harbour Marina Malta, 55 sm, 2-3 Tage Aufenthalt auf Malta
  2. Grand Harbour Marina – Marina di Marzamemi (61 sm)
  3. Marina di Marzamemi – Porto delle Grazie – Roccella Ionica (115 sm, erste Nachtfahrt als Familiencrew)
  4. Roccella Ionica – Yachting Kroton Club – Crotone (63 sm)
  5. Crotone – Porto di Santa Maria di Leuca (72sm)
  6. Santa Maria di Leuca – Brindisi (66 sm)

Falls das Wetter so gar nicht mitspielt, müssten wir von Marina di Ragusa direkt nach Marzamemi abkürzen und Malta vorerst an Steuerbord liegen lassen.

So oder so steht uns die erste Nachtfahrt im Mittelmeer bevor: Wir planen nämlich die 115 Seemeilen zwischen Marzamemi und Roccella Ionica in einem Rutsch durchzufahren. Einen Vollmond, der uns dabei gelegen kommen würde, gibt es Ende Mai zwar leider keinen, aber segeln im Dunkeln hat ja durchaus auch seinen Reiz. Ich bin gespannt, wie das klappt und wie viele Tage wir anschliessend zur Erholung brauchen.

Insgesamt haben wir 15 Tage zur Verfügung um unser Boot in die südliche Adria zu verholen. Wir planen etwa zwei Tage um Zanzibar in Brindisi für unserem Rückflug einzumotten. Dort muss das Boot dann auf einem bereits gebuchten Liegeplatz nur sechs Wochen auf die Fortsetzung unseres Trips in unserem Sommerurlaub warten.

Im August soll es dann von Brindisi ausgehend weiter nach Norden gehen, etwaige Etappenziele stehen hier allerdings noch nicht fest.

Jetzt steht ohnehin erst einmal das Anschlagen von Sprayhood, Bimini und Segeln an.

Einhand nach Malta – Vom Winde verweht: Ich lege nicht ab

Erst kam die Einreisegenehmigung für den ursprünglich für Sonntag geplanten Schlag zur für mich so faszinierenden Insel nicht. Als diese dann für Dienstag endlich eintrudelt und auch der Hafenplatz in der Grand Harbour Marina reserviert ist, habe ich hier in Marina di Ragusa bereits einige Tage als Zuschauer des Hafenkinos hinter mir:

Pro Tag laufen, bei immer noch steifem Wind aus Nord-West nicht mehr als zwei Boote ein. Alle mit Crew (teilweise zusätzlich mit Bugstrahlruder). Fast alle davon haben trotz Dinghyunterstützung durch Hafenmitarbeiter mehr oder weniger grosse Probleme im böigen Wind einzuparken. Hier und da scheppert es und es gibt Macken im GFK der Boote. Von Sonntag auf Montag liege ich fast die ganze Nacht wach. Der Wind heult durchs Rigg. Morgens beim Aufstehen bin ich fast schon entschlossen, einfach hier im Hafen zu bleiben und nicht abzulegen. Und dann das: Um 8 Uhr herrscht im Hafen bei strahlendem Sonnenschein fast Flaute. Ich mache das Boot also segelklar. Beim Versuch den hinteren Wassertank aufzufüllen stelle ich fest, dass die Wasseranschlüsse am Steg nicht mehr funktionieren. Wintermodus! Wasser gibt es nur noch auf Nachfrage (dabei halte ich Frost hier für eher unwahrscheinlich). Als ich dann später am Tag verdutzt auch noch einen Marinamitarbeiter beobachte, der am Steg sämtliche Holeleinen der Moorings am Steg abknotet und ins Wasser wirft, um sie kurze Zeit später fein säuberlich aufgeschossen an den jeweiligen Bugkörben aufzuhängen, verstehe ich: Die meinen das mit dem Wintermodus wirklich ernst.

Einmal angelegt fährt hier vermutlich kaum noch einmal jemand aus dem sicheren Hafen zum Segeln raus ins herbstliche Mittelmeer. Und ich will morgen bei bis zu 30 Knoten aus Nordwest meine Einhandsegelpremiere mit Zanzibar feiern? Vermutlich eher keine so gute Idee. Vor dem Segeln ist mir nicht bange. Die Rettungsweste liegt bereit und vorsorglich habe ich statt der vorderen Reffleine des 1. Reffs das 3. eingeschoren (unser Einleinenreffsystem im Baum sieht vorne nur zwei statt der bei unserem Segel vorhandenen drei Reffs vor). Natürlich kann man bei 30 Knoten segeln. Erst recht wenn man den Wind wie ich beim geplanten Törn nach Malta eher von hinten hat. Das größere Problem wäre der Rückweg, denn die Wetterlage bleibt die nächsten Tage recht beständig. Das aktuelle Tiefdruckgebiet bewegt sicht nur langsam in Richtung Griechenland und bei Tunesien und Gibraltar warten schon die Nächsten. Ich müsste mindestens bis Sonntag auf Malta auf ein Wetterfenster warten. Dann blieben mir allerdings nur noch wenige Tage zusammen mit der Familie zum „Erholen“. Das Boot muss ja auch wieder eingemottet werden. Ausserdem müsste ich alleine auch immerhin vier Hafenmanöver fahren. Bei den Bedingungen die gerade herrschen, hätte ich am liebsten schon beim Ablegen ein Dinghy auf standby. Schweren Herzens entschliesse ich mich deshaln nichts zu erzwingen und hier zu bleiben. Wer schon beim Ablegen am Startort ein ungutes Gefühl hat, sollte vermutlich einfach im Hafen bleiben, schliesslich will ich keinen Bruch fabrizieren (auch wenn wir gut versichert sind ;-).

Ich hoffe es kommt vielleicht 2022 eine neue Chance nach Malta zu segeln. Einhand, mit Crew auf jeden Fall bitte einfach mit mehr Zeit um auf das passende Wetterfenster zu warten. Diesmal hat es wohl nicht sollen sein. Nun freue ich mich auf meine morgen hier eintreffende Familie und hoffe auf sonnige Tage und tolle Ausflüge an Land. Das Boot fungiert dabei als Ferienwohnung.

Ich bin um die Erkenntnis reicher, dass ich wohl eher bei 3-4 statt 6-7 Beaufort mit der Einhandsegelei im Mittelmeer beginnen sollte. Ich denke auch die schwierige Entscheidung im Zweifel eben nicht abzulegen, lässt mich als Skipper reifen (auch wenn ich mir den Ausflug nach Sizilien natürlich etwas anders vorgestellt hatte und entsprechend enttäuscht bin). Die besten Segler sterben an Land 😉