Sightseeing Marathon und Heimreise

Nach einem zweiwöchigen Sightseeing-Marathon durch Rom und Florenz (man will ja schließlich auch was vom italienischen Binnenland sehen) ging es am 25. Oktober und damit nach ziemlich genau fünf Monaten per Mietwagen wieder zurück nach Basel. Irgendwann (nämlich am 4. November) muss ich ja schließlich auch wieder ins Büro, damit der Arbeitgeber, der unsere Eskapaden finanziert hat, mich nicht vollkommen vergisst 😉

Auch unsere Rückfahrt lieferte eine Reihe neuer Erkenntnisse:

  1. Annika mag Auto fahren immer noch nicht. Während Sie zu Beginn der rund 650 km Strecke nur vereinzelt quengelte, wurde daraus beim Gotthard Tunnel ein permanentes Geschrei, das sich bis zu unserer Ankunft in Basel hinzog.
  2. Ein BMW X2 ist ein sehr kleiner SUV. Der Autovermieter hatte mir weismachen wollen, dass dieses Fahrzeug im Vergleich zum gebuchten Kombi ein Upgrade war. Leider passte unser Gepäck nicht so wirklich gut hinein. Eine Tasche mit Klamotten musste per UPS die Heimreise antreten und es konnten nicht wie geplant einer von uns neben Annika sitzen (das wiederum führte zum unter Punkt 1 erläuterten Problem)
  3. Wenn man den Wohnungsschlüssel im Navitisch an Bord vergisst, steht man spät abends vor einer verschlossenen Wohnungstür 🙁 (Die Werft hat den Schlüssel kurze Zeit später freundlicherweise per Kurier zu uns geschickt)

Etappe 29: Rom – Boatservice Shipyard/Tiber (2.2 sm)

Die Etappe zum Auswassern war nochmal aufregend. Nachdem der Wecker zu nachtschlafender Zeit (5:30!) klingelte, begrüsste uns ziemlicher Schwell schon bei der Hafenausfahrt vom Porto di Roma. Der Wind der letzten Tage hatte seine Spuren hinterlassen und Tatjana war entsprechend nervös. Hatte ich Ihr nicht erklärt, dass brechende Wellen für Yachten durchaus zum Problem werden können? Zum Glück war kaum Wind als wir kurze Zeit später vom Schwell in den Tiber gespühlt wurden. Irgendwie werde ich ja auch immer etwas unruhig, wenn wie hier weniger als 2 m Wasser unter uns liegen. Schlussendlich lief es aber ganz problemlos (Selbstheilungskräfte haben die Vibrationen an unserem Propeller scheinbar zumindest verringert) und wir haben um kurz nach 8 Uhr morgens an einem wackligen Holzsteg vor der Werftgelände angelegt.

Hier starteten dann aber die Probleme (glücklicherweise einmal nicht mit unserem Boot): Der Kran, der uns auskranen sollte sprang nicht an. Ein Mechaniker nach dem anderen wurde herbeizitiert, doch keiner schaffte es, den Kran zum Laufen zu bringen. Schlussendlich wurden wir auf Montag vertröstet. Mit neu (bestelltem) Anlasser soll ein zweiter Versuch unternommen werden. Gut dass wir eine weitere Woche quasi „vor Ort“ sind… Meine bisherige Italienerfahrung lässt jedoch bereits leichte Zweifel aufkommen, dass das am Montag wirklich klappt. Wir werden sehen…

Unser Aufenthalt am Werftsteg war durchaus unterhaltsam. So konnten wir beim Packen mehrfach sehen, wie Werftmitarbeiter Boote mit gewagten Leinenmanövern im kräftigen Strom des Tibers von einer Seite des Steges zur anderen jonglierten. Das Boot hinter Zanzibar steht nur deshalb schräg, da der Kiel/Tiefgang ein weiteres Heranzerren an den Steg verhinderte. Uuuups. Zum Glück bin ich nicht vor Ort, wenn derlei Spielchen mit unserem Boot gemacht werden…

Bei unserer Abholung zeigte sich Rom dann bereits von seiner gastfreundlichsten Seite: Der Fahrer kam 30 Minuten zu früh und war genervt von unserem vielen Gepäck (selbstverständlich hatten wir bei der Buchung den grösstmöglichen Minivan ausgewählt und darauf hingewiesen, dass wir ein knappes halbes Jahr auf dem Boot gelebt hatten und entsprechend viel Gerödel transportiet werden muss).

Am Zielort packte der Fahrer auf einmal kräftig mit an: Unser Gepäck wurde unsanft an der Strassenecke abgestellt (hingeworfen wäre vermutlich der passendere Ausdruck). Ich habe es mir daher nicht nehmen lassen, vom genervten Fahrer noch eine Quittung für den Fahrpreis zu verlangen und ihm mitzuteilen, dass ein freundlicher Fahrer ja durchaus mit einem Trinkgeld hätte rechnen können 👊

Falls jemand in Rom mal einen Transfer braucht, rate ich also dringend vom Unternehmen eleganceservice.com ab. Unser AirBnB Host hatte diesen Fahrer für uns organisiert. Immerhin war der Preis annehmbar. Fahrstil und Freundlichkeit des Fahrers waren es definitiv nicht.

Nun sind wir also wieder Landratten (naja fast, sobald das Boot ausgewassert ist…) und verbringen eine Woche in Rom und gönnen uns den Luxus von fliessendem warmem Wasser, nicht schaukelnden Betten und einer Toilette bei der man nicht pumpen muss.

Update aus Porto di Roma, Teil II

Tatjana lernt viel zur Zeit: Segel abschlagen und verstauen, Edelstahl polieren, Nachts eine zweite Mooring ausbringen. Sämtlich Aufgaben, die eigentlich bisher in meinen Aufgabenbereich fielen, werden jetzt zusätzlich zur Versorgung von Annika von Ihr übernommen. Von daher bin ich froh, wenn Zanzibar Ende nächster Woche ausgekrant ist, an Land steht und wir als Landratten unsere AirBnB Unterkunft in Rom beziehen.

Immerhin kann ich mit Reservekanister bewaffnet mehrfach zur Tankstelle um die Ecke pilgern. Da die Bootstanke hier im Hafen 1,80 € für einen Liter Diesel will laufe ich lieber drei mal ein paar hundert Meter durch die Mittagssonne um Auto-Diesel für 1,50 € den Liter zu zapfen. Auch sonst besteht meine Aufgabe überwiegend aus Laufen. Mehrmals täglich drehe ich mit Annika meine Runden im Hafen damit Tatjana ungestört werkeln kann.

Update aus Porto di Roma (Ostia)

Nachdem ich immer noch einhändig unterwegs bin, bleiben die meisten Aufgaben, die vor dem Einwintern von Zanzibar anstehen an Tatjana hängen. Das Dinghy musste geputzt und verstaut werden. Das letzte Heizungskabel wollte von der Backskiste in den Salon verlegt werden und und und. Das Heizungskabel hat Tatjana übrigens gerade zur rechten Zeit verlegt. Es wird deutlich kühler. Zuerst wunderten wir uns, dass es nachmittags nun nicht mehr ausreicht Badehose oder Bikini zu tragen, am 4. Oktober sind wir dann schlotternd aufgewacht: 18 Grad im Boot 😅🥶 Vielleicht ist die Zeit der Sommerbettdecken nun auch vorbei. Immerhin: die neue Dieselheizung läuft bisher problemlos. Nachdem die Luft aus der Dieselleitung entfernt wurde sorgt sie nun für wohlige Wärm unter Deck (zugegeben, der Plastikgeruch stört etwas. Dieser sollte sich gemäß Händler aber bald geben).

Inzwischen hat Tatjana auch den Dorade-Lüfter neu abgedichtet und ist mit der Politur der Edelstahlteile an Deck zu gange. Ich bin zum Zuschauen verdammt oder gehe mit Annika spazieren. Immerhin das kann ich, ohne dass meine Hand zu sehr belastet wird. Schon als ich versuchte eine Schlauchschelle am Fäkalienschlauch zu wechseln (rein prophylaktisch, die alte war ziemlich korrodiert, was mir beim Wechsel der Pumpe aufgefallen war) blutete es wieder. Na toll! So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Irgendwie ein unwürdiges Ende der Elternzeit unter Segeln.

Bisher nicht wirklich weiter gekommen sind wir mit den auf der letzten Etappe aufgetretenen Vibrationen am Saildrive/Propeller. Tatjanas Tauchversuche ware nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Evtl. unternehmen wir einen weiteren Versuch mit der GoPro. Immerhin treten die Vibrationen im Leerlauf nicht auf. Zur Not müssen wir die Schraube eben nach dem Kranen inspizieren.

Nachts werden wir nun immer häufiger von Fischen geweckt. Was andernorts ein kaum wahrnehmbares Knuspern kleinerer Fische am Bewuchs des Unterwasserschiffs ist, hört sich hier an, als würden sich die Fische mit Hammer und Meißel über unser Unterwasserschiff hermachen. Wenn sie das gründlich genug tun, können wir nächstes Jahr eventuell auf einen Antifouling-Anstrich verzichten 😅