Die Werft ziert sich? Dann macht’s der Eigner eben selbst…

Nachdem die in Marina di Ragusa ansässige Werft immer nur sehr zögerlich auf meine Anfragen reagierte, habe ich das von dort ursprünglich erhaltene Angebot auf „das Nötigste“ zusammengestrichen und mich entschieden, den angedachten neuen Autopiloten im nächsten Jahr selbst einzubauen.

Um den zugehörigen Linearantrieb an der Ruderwelle von Zanzibar zu befestigen, braucht es eine so genannte Hilfpinne. Diese habe ich nach Messungen an Bord von Jefa in Dänemark anfertigen lassen. Sobald die Hilfpinne angebracht ist, möchte ich vor Ort ein Podest für den Antrieb des Autopiloten auf Mass fertigen und ins Heck des Bootes einlaminieren. So habe ich immerhin einen Grund im Frühjahr (bevor wir ungefähr um Pfingsten mit dem Boot weitersegeln wollen) erneut nach Italien zu fliegen um etwas am Boot zu werkeln.

Die Werft soll neben dem vorsorglichen Austausch der beiden Saildrivedichtungen (innen und aussen) einen Ölwechsel am Saildrive vornehmen und ebenfalls vorsorglich auch die beiden Ruderlager tauschen. Beides sind Arbeiten, für die Zanzibar aus dem Wasser gehoben werden muss und beides wären Arbeiten, die ich mir als do-it-yourself Jobs eher nicht zumuten will. Da das Boot also ohnehin gekrant wird, lassen wir im selben Aufwasch neues Antifouling streichen und neue Anoden anbringen. Beides könnte man natürlich leicht selbst übernehmen. Das würde allerdings bedeuten, dass wir wertvolle Urlaubstage auf einem staubigen Werftgelände statt auf See verbringen.

Da die Werft im Frühjahr aber offenbar bereits recht ausgebucht ist, soll Zanzibar nun bereits Anfang Februar gekrant werden. Das hätte ich mir bei einem geplanten Urlaubsstart Ende Mai eigentlich anders gewünscht. Naja, was soll’s. Von unserem Besuch im Oktober wissen wir, dass das Unterwasserschiff nach 2 unbewegten Monaten im Hafen kaum merklich Bewuchs zeigt. Ein Monat mehr, zumal mit dann neuem Antifouling, wird schon gehen. Unsere Solarzellen liegen allerdings recht ungeschützt im Achterschiff und auch die festgezurrte Klimaanlage versperrt den Weg zum Motorraum. Da müssen die Mechaniker zwangsläufig ran. Die Erfahrung lehrt uns, dass Werftmitarbeiter eher wenig zimperlich sind, wenn es darum geht einen einmal erteilten Auftrag (z.B. „Wechsel Saildrive Manschette“) auszuführen. Das Inventar kann dabei durchaus in Mitleidenschaft gezogen werden.

Ich will daher auf Nummer Sicher gehen und fliege deshalb ungeplant Ende November erneut für ein Wochenende zum Boot um die beiden fragilen Komponenten ins Vorschiff und somit weiter weg vom Ort des geplanten Geschehens zu verfrachten.

Anschliessend bleibt mir über den Winter nur zu hoffen, dass die Werft die Arbeiten sorgfältig und wie zugesagt termingerecht in 7-10 Tagen erledigt so dass Zanzibar dann Mitte Februar tatsächlich wieder an ihrem Liegeplatz vertäut auf neue Abenteuer (und eine für Ende März geplante Überraschung) wartet.

Das nächste Tief ist im Anmarsch – das Boot als schwimmende Ferienwohnung

Nach der ersten Enttäuschung darüber nicht abgelegt zu haben, geniesse ich es einige Tage mit meiner am Mittwoch angereisten Familie zu verbringen. Zum ersten mal seit der Geburt unserer Tochter war ich fünf Tage von ihr und meiner Frau getrennt. Ein ungewohntes Gefühl.

Wir verbringen die Tage am Strand und machen Ausflüge mit einem Mietwagen bzw. Leihfahrrädern. Der für Marina di Ragusa namensgebende Ort Ragusa, der etwas im Hinterland liegt, ist durchaus sehenswert. Ebenso, wie die jeweils auf einem Hügel gelegenen Orte Noto und das für seine Keramik- und Töpferkunst bekannte Caltagirone. An Land haben wir hier wirklich so viel gesehen, wie schon lange nicht mehr 😏.

Ragusa
Noto
Caltagirone

Gegen Ende des Urlaubs wird das Wetter dann wieder ungemütlich. Der Luftdruck fällt und prompt stehen wieder bis zu 40 Knoten Wind (diesmal aus SE) im Hafen. Diesmal haben sich gar die örtlichen Fischer aus Ihren sehr exponierten Fischereihäfen in der Nähe an die Mole des deutlich geschützteren Touristenhafen verholt. Erneut keine einladenden Bedingungen für einen Einhandanfänger wie mich. Trotzdem hadere ich noch immer mit mir und trauere dem verpassten Abenteuer etwas nach. Gerade, da ich ab Montag wieder im Büroalltag im Homeoffice feststecke.

Wir schlagen die Segel also wieder ab. Sie werden den Winter über eine Wellnessbehandlung beim örtlichen Segelmacher geniessen. Anschliessend machen wir eine französische Liveaboard Familie glücklich, die am selben Steg liegt und deren Heizung nicht funktioniert. Wie gut, dass wir den bei unserer Heizungsinstallation übriggebliebenen Zusatztank damals nicht entsorgt sondern bei den Ersatzteilen an Bord (seit Rom) mit uns herumgeschippert haben. Nach der Installation unseres Tanks wird im französischen Boot mit dem alten Diesel aus unserem Reservekanister jetzt jeden morgen kräftig geheizt um die Feuchtigkeit aus dem Boot zu bekommen. Wir sparen so gleichzeitig die Entsorgungsgebühr für unseren nicht mehr ganz vertrauenswürdigen Diesel. Zum Heizen taugt er noch 😉

Von den übrigen Liveaboards in der Marina werden wir eher geduldet als akzeptiert. So wirklich gehören wir mit unseren zweiwöchigen Urlaubsbesuchen an Bord ja auch nicht mehr dazu.

Als wir Sonntag Morgen um 6 Uhr dann von einem Fahrer, der uns zum Flughafen bringen soll an der Marina abgeholt werden, weht es wieder kräftig. Wir machen das Boot winterklar, stellen Entfeuchter auf, bringen zusätzliche Leinen aus, schliessen die Seeventile und kappen Strom und Gas. Dann geht es zurück ins Land- und Arbeitsleben.