Etappe 2023 – 3: Rimini – Marina di Ravenna 32.4 sm – Fender: -1!

Da wir auch auf unserer Etappe von Rimini nach Ravenna mehr als 30 Meilen vor uns haben, brechen wir früh auf. Die (für den Fingersteg) auf Höhe der Wasserlinie angebrachten Fender tanzen auf der Wasseroberfläche.  In der Hafenausfahrt verabschiedet sich einer davon. Bis wir gewendet haben, ist er für eine sichere Bergung leider schon zu nah an die Mole vertrieben.

Der Wind weht stärker als vorhergesagt. Wir können am Wind zum ersten Wegpunkt segeln. Dann müssen wir in den Wind und motoren durch Unmengen an Treibholz. Teilweise kommen uns in der konfusen See ganze Bäume entgegen. So abwegig war es also nicht, in Ravenna anzurufen um zu fragen, ob vor Ort alles ok ist. Leider war die Dame im Hafenbüro von unserer Frage völlig überfordert (weil vermutlich noch nie auf einem Boot). Wir fahren zwischen den riesigen Wellenbrechern hindurch und biegen in die Marina ab. Am Funkgerät erreichen wir niemanden. Nach mehreren Versuchen am Telefon geht endlich jemand dran: die Marineros kommen. Uns wir ein Platz längsseits am Fingersteg zugewiesen und erklärt, dass das Funkgerät leider grade ein Problem hätte… 

Es geht skurril weiter: Das Büro für die Anmeldung hat bis 18 Uhr geöffnet, wir sollen unbedingt vor 17:30 dort sein. Wir wiederholen: 17:30. Aller spätestens, besser 17:00 😂

Als wir um 17:00 vor dem Büro ankommen ist dieses verschlossen. Auf einem Schild an der gläsernen Tür wird darauf hingewiesen, dass sich jeweils immer nur eine Person im Büro aufhalten darf. Die Dame im Büro wirkt mit der Angestellten sehr vertraut, man hält ein Schwätzchen, während sich vor der Tür eine Schlange bildet. Gegen 17:30 darf Tatjana endlich eintreten und nach einer länglichen Anmeldeprozedur ist es geschafft. Die schwammigen Zeitangaben der Ormeggiatore machen nun Sinn. Wir zahlen zunächst für 2 Nächte und wollen das Wetter beobachten bevor wir weiter nach Norden fahren.

Eine etwaige Verlängerung müssten wir mit den Marineros vereinbaren, denn das Büro ist ab Sonn- und Montagen geschlossen (wohl bemerkt gilt das nicht nur für das bevorstehende Pfingstwochenende)…

Am Pfingstsonntag machen wir einen Spaziergang zur Autotankstelle und fahren anschließend zum Sightseeing mit dem Bus nach Ravenna. Trotz Kreuzfahrtschiff im Hafen wirkt der Ort am Pfingstsonntag fast wie ausgestorben. Wir besuchen spontan eine Ausstellung für Mosaike und machen uns nach dem Mittagessen auf den Rückweg.

Wir entschliessen uns aufgrund des Wetters nur 2 Nächte hier zu bleiben und anschliessend weiter nach Norden zu fahren. Somit haben wir vor unserer Rückreise zwar fast einen Aufenthalt von einer Woche in unserem Zielhafen aber während der fast 50 Seemeilen langen Etappe weniger Wind auf der Nase.

Nach dem unser Entschluss feststeht versuchen wir den Transponder für den Zugang zum Hafen zurück zu geben (und unsere 20 € Kaution wieder zu bekommen). Das erweist sich als schwierig. Die Dame im Hafenbüro hatte erklärt die Ormeggiatore würden auf Nachfrage jederzeit vorbei kommen um den Schlüssel entgegen zu nehmen und unsere Kaution auszuzahlen. Leider will der Marinero nichts davon wissen. Er hätte auch grade gar keine Zeit, Tatjana solle in einer halben Stunde vorbeikommen. Nachdem die Bordfrau also einmal ums Hafenbecken gelaufen ist und im Dunkeln vor dem Büro wartet ruft sie erneut an: Leider immer noch keine Zeit, man braucht noch 15 min. Da Tatjana nicht noch länger warten will und Annika ins Bett soll, insistiert sie und bestellt den Hafenmitarbeiter doch zum Boot. Als er später missmutig auftaucht erklärt er uns, dass es in „seiner“ Marina 1000 Boote gäbe und er sich nun wirklich nicht um alles kümmern könnte (Gastlieger gibt es genau zwei!). Nun denn, wir verabschieden uns und er wünscht gute Weiterreise…

Etappe 2023 – 2: Senigallia – Rimini 38.6 sm

Nach unserem zweitägigen Besuch in der beschaulichen Partnerstadt unserer neuen Heimat führt unsere Route in die Region Emilia-Romagna. Genauer, in die für Ihre ellenlangen Sonnenschirmreihen berühmt berüchtigte Stadt Rimini. Wir motorsegeln bei sehr schwachen Winden aus Nord-Ost entlang von zahlreichen Muschelfarmen und sehen etwas weiter draussen die Gasplattformen.

Unser Plan unterwegs ein Brot zu backen scheitert: Die Gasflasche ist leer. Mit dem Flaschenwechsel möchte ich bis zum Zielhafen warten. Pünktlich zum Anlegemanöver zieht ein Gewitter mit entsprechend kräftigen Windböen auf. War ja klar! Dankenswerterweise weist uns der Marinero einen Platz mit Schwimmsteg in Lee zu. Hier können wir uns erstmal anlehnen, und in aller Ruhe die Leinen ausbringen. Da es statt einer Mooring am Bug Dalben gibt, üben wir auch gleich das für uns ungewohnte Leinenwerfen zum Ausbringen unserer Vorleinen. Was für ein Spass 😉

Abends machen wir uns auf der Suche nach einem netten Restaurant zu Fuss auf den langen Weg zur Strandpromenade. Fehlanzeige: die meisten Restaurants öffnen erst am kommenden Wochenende. Die Lokale, die bereits geöffnet sind, bieten überwiegend Snacks für die Badegäste an. Auf dem Rückweg zum Boot kehren wir schliesslich ein: Burger und eine ziemlich trockene Piadina, naja, immerhin sparen wir uns den Abwasch an Bord.

Am nächsten Tag pilgern wir zu Fuss zum Bahnhof und nehmen von dort einen Bus ins nahe San Marino.

Nach unserer Rückkehr aus dem Kleinstaat erholt sich der Skipper an Bord während die Mädels den Strand unsicher machen bevor wir unseren Heckkorbgrill aus dem Winterschlaf holen und angrillen. Vor dem ins Bett gehen „geniessen“ wir den Soundcheck einer nahen Discothek, die sich offenbar auf den Saisonstart am Pfingstwochenende vorbereitet. Wie gut, dass wir weiter ziehen…

An Hafentag 3 erkunden wir die Altstadt von Rimini und fragen im Hafenbüro nach, ob man das nordöstlich von Rimini gelegene Sperrgebiet durchfahren darf (Man darf! Das spart uns auf unserer nächsten Etappe nach Ravenna etwa 15 Seemeilen). Während die Damen den Nachmittag erneut am Strand verbringen bin ich mit Bootsarbeiten beschäftigt. Das iPad hat das WLAN Passwort für unseren AIS Transponder „vergessen“. Da es nur auf der Transponderrückseite steht muss dieser also einmal aus und anschliessend (nach Fototermin und Logbucheintrag) wieder eingebaut werden.

Etappe 2023 – 1: Ancona – Senigallia 16.2 sm

Nachdem sich das ungewöhnliche Wetter der letzten Wochen verzogen hat, führt uns unsere erste Etappe des Jahres in die Partnerstadt unseres baldigen Wohnortes (wir ziehen im September von Basel (Schweiz) zurück nach Lörrach in Deutschland) nach Senigallia. Wetter wieder „normal“ bedeutet für uns hier aber leider auch: Wind und Welle aus Nord-West, also von vorn. Nach dem Auschecken in Ancona motoren wir also in Richtung Norden.

Wir passieren eine Offshore Plattform und stampfen vorwärts. Achtern höre ich unterwegs immer wieder ein seltsames Klopfen. Im Hafen will ich diesem Geräusch unbedingt auf den Grund gehen. Ich hoffe dass sich der Linearantrieb nicht von der neu laminierten Plattform gelöst hat und jetzt im Heck herum klappert. Ansonsten verläuft unsere Fahrt ziemlich ereignislos. Wir weichen den zahlreichen, jeweils in Hafennähe ausgebrachten Fischerfähnchen aus und sind froh, dass die Hafeneinfahrt von Senigallia trotz der unmittelbaren Nähe zum Fluss Misa nicht von den Überschwemmungen der letzten Wochen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Hafen ist zwar flach, aber ausreichend tief für uns und unser Zuhause.

Wir erkunden die sehenswerte Altstadt und schlendern an den adriatypischen Bagnis entlang zurück zum Boot. Nach einer Portion Pasta sinken wir in die Kojen: Das Bootsleben hat uns wieder.

Am nächsten Tag geht unsere Entdeckungstour weiter: Es scheint, als sei das Örtchen von der Flut die in der Region wohl gewütet hat nur mäßig betroffen. In der Altstadt erkennen wir keinerlei Anzeichen einer kürzlichen Überschwemmung. Lediglich an einigen Stränden nördlich des Flusses türmt sich noch Treibholz, das gerade entfernt wird.

Mal wieder ein Abenteuer: Anreise zum Boot

Donnerstag:

Der Plan war ja eigentlich zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten eine Auszeit von der in den Endzügen liegenden Sanierung unseres neuen Eigenheims zu nehmen und uns auf dem Boot etwas zu erholen.

Doch wieder einmal kam alles anders: Nachdem es in den letzten Wochen in Italien ungewöhnlich trocken war und ich schon Sorge hatte, die ohnehin geringe Wassertiefe in einigen Häfen auf unserer Route in Richtung Norden könnte zu gering ausfallen, hat das Wetter in den letzten Tagen und Wochen völlig verrückt gespielt und an vielen Orten an der italienischen Adria kam es zu Überflutungen. Jedenfalls wurde unsere Zugverbindung zwischen Mailand und Ancona, die teilweise direkt an der Küste entlang führt gestern Nacht abgesagt. Kurz vor unserer Abreise haben wir daher heute morgen Plätze in einem Flixbus von Bologna nach Ancona gebucht. Jetzt müssen wir unterwegs nur noch einen Transfer von Mailand nach Bologna organisieren… zuviel Abenteuer für meinen Geschmack, und das bereits zu Beginn des Urlaubs.

Zu Beginn der Reise klappt alles noch wie am Schnürchen. Auf die Schweizer Bahn ist Verlass und wir erreichen unseren ersten Umsteigebahnhof in Lugano wie geplant. Von dort aus geht es in überfüllten und verspäteten Zügen weiter nach Mailand. Mit dem Bummelzug tuckern wir anschließend weiter nach Bologna wo wir von unterwegs über das Smartphone ein Hotel für die Nacht gebucht haben.

Immerhin steht Abends leckere Pasta und Pizza im “Il Veliero” (Das Segelboot, wie passend) einer nahen Pizzeria auf dem Speiseplan. 

Freitag:

Am nächsten Morgen lassen wir unser Gepäck im Hotel und kaufen vor unserem Streifzug durch die historische Altstadt zunächst einen Regenschirm. Es schüttet! Wir schlendern unter den Arkaden von Cafe zu Cafe und sitzen trotzdem über 2 Stunden vor der geplanten Abfahrt unseres Busses am Busbahnhof. Immerhin kommt Annika nach Schokocroissant und Minidonut tagsüber zu ihrem erste Eis des Urlaubs. Und natürlich: Unser Bus hat über eine Stunde Verspätung: Statt einer späten aber humanen Ankunftszeit um viertel nach neun sollen wir nun erst gegen halb elf an unserem Ziel in Ancona ankommen 😩.

Doch es wird noch später: Kaum aus Bologna raus, stehen wir in einem 20 km langen Stau und kommen so erst gegen halb 3 Nachts in Ancona an. Ein einzelnes Taxi bedient die Fahrgäste. Doch wir haben Glück und sind um kurz vor 3 tatsächlich am Boot und sinken in die Kojen…