Etappe 2022-2: Valletta – Marzamemi 62.1 sm – zurück nach Sizilien

Unsere Abreise aus Malta gestaltet sich etwas schwieriger als die Einreise zwei Tage zuvor. Aufgrund eines einlaufenden Kreuzfahrers und einiger anderer Schiffsbewegungen im Hafen müssen wir nach dem Ablegen eine halbe Stunde warten, bis wir tatsächlich los dürfen.

Dann aber passieren wir die beiden Molen und setzen bereits kurze Zeit später unsere Genua. Motorsegelnderweise geht es unserem Tagesziel Marzamemi auf Sizilien entgegen. Zwar ist es immernoch schwach windig, jetzt passt aber wenigstens der Windwinkel etwas besser und die Genua lässt uns etwa 1 Knoten schneller vorran kommen.

Unterwegs passiert sonst nicht viel und wir können uns um Annika kümmern, die bei einer solch langen Etappe bei Laune gehalten werden will.

Gegen 17 Uhr erreichen wir unser Tagesziel in Marzamemi. Hier waren wir bereits im Vorjahr so dass wir auf einen Besuch im durchaus sehenswerten Städtchen verzichten. Wir füllen unser 20 Liter Diesel aus dem Kanister in den Tank um und bestellen mit Hilfe der Hafenangestelten Pizza. Die von uns fürs Abendessen angedachte Pizzeria hat nämlich tatsächlich auch Ende Mai noch zu und öffnet nur zur Hochsaison (schwer vorstellbar wenn man den aktuellen Zustand der Barracke sieht).

Gedanklich sind wir bereits bei der uns morgen bevorstehenden Nachtfahrt, die uns von Sizilien ins 115 Seemeilen entfernte und an der Stiefelsohle liegende Roccella Ionica bringen soll. Das wird spannend. Wir wollen erneut relativ früh aufbrechen, um bei Einbruch der Dunkelheit die verkehrsreiche Straße von Messina bereits passiert zu haben. Für das fast bei Neumond geplante Abenteuer kommen uns die weiterhin vorhergesagten leichten Winde gerade Recht. So müssen wir uns Nachts nicht auf noch ums Segeln kümmern und können uns vermutlich voll und ganz auf den Ausguck konzentrieren.

Etappe 2022-1: Marina di Ragusa – Valletta 57.9 sm – Alle guten Dinge sind drei

Nachdem der Segelmacher am Sonntag doch noch kam und unser Reffleinenproblem kostenlos(!) behoben hatte, ging es heute morgen um 20 nach 6 fast pünktlich (wir hatten 6 Uhr geplant) los in Richtung Malta. Laut Vorhersage sollten uns moderate 10 Knoten Wind von vorn erwarten. Vielleicht ist eine Motorüberführungsetappe zu Urlaubsbeginn aber ohnehin keine schlechte Idee. Während Annika anfangs noch schläft, motoren die Eltern stundenlang in Richtung Süden. Als dann alle wach sind gibt es (für uns das zweite) Frühstück und Annika entdeckt die diversen Sitzgelegenheiten an Bord neu. Sie mag die Lifeline immer noch nicht. 

Bei grenzwertig wenig Wind von vorn kommen wir gut vorran und ich übe mich als Vorbereitung auf die geplante Nachfahrt in Geduld indem ich versuche nur einmal pro Viertelstunde einen Rundumblick zu machen. Für einen Kontrollfreak gar nicht so einfach 🤷🏻‍♂️

Etwas später empfangen wir den ersten „überraschenden“ Funkspruch auf Kanal 16 der für verdutzte Gesichter und etwas Aufregung an Bord sorgt. Eine polnische Segelyacht segelt genau auf Gegenkurs von Malta aus nach Marina di Ragusa, hat uns auf dem AIS gesehen und will einfach kurz Hallo sagen. Wie nett! 

Als wir nachmittags in die 12 Meilenzone Maltas einlaufen melden wir uns vorschriftsmässig bei Valletta Port Control an. Wir dürfen weiter und sollen uns am Breakwater erneut melden. Machen wir. Auch hier dürfen wir umgehend weiter. Soviel Verkehr ist hier heute gar nicht. Zum Schluss müssen wir aber doch nich warten. In der Marina ist man mit dem Anlegen einer Superyacht beschäftigt, die das Molenfeuer deutlich nach uns passiert. Naja, „money talks“.

Schliesslich legen wir an einem Fingersteg an und haben es tatsächlich geschafft: Malta! Nachdem uns zunächst Corona und dann meine Bedenken als verhinderter Einhandsegler im Herbst einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten, sind wir im 3. Anlauf nun hier und liegen inmitten einer imposanten Kulisse in der Grand Harbour Marina.

Nach ein paar schnellen Nudeln zum Abendessen fallen wir in die Kojen und sammeln Kraft für den morgen geplanten Stadtbummel. Am Mittwoch soll es nämlich bereits wieder zurück nach Sizilien gehen.

Zwischen Hauskauf und Sanierung geht es weiter mit einem PP: Pfingst-Powertörn

Nach meiner Rückkehr vom Boot Anfang April, haben wir so ganz nebenbei ein altes Haus gekauft, dass wir in den nächsten knapp 1.5 Jahren sanieren wollen. Die Tapeten und Bodenbeläge sind bereits entfernt und nach und nach trudeln die Angebote der diversen Handwerker ein. Entsprechend gestresst bin ich, als es für mich heute morgen endlich zum Flughafen geht. Ich brauche dringend eine Pause und hoffe, dass ich mir und meiner Familie (die übermorgen nachkommt) mit dem geplanten “Pfingst-Powertörn” nicht zu viel zumute.

Die Tatsache, dass es an der Stiefelsohle kaum sichere Häfen gibt, die nur eine familienkompatible Tagesdistanz auseinander liegen, hat mich zugegebenermaßen bei der Planung der Fortsetzung unseres Trips schon etwas überrascht. Ich hatte eigentlich erst entlang der italienischen Adriaküste längere Schläge und weniger Häfen erwartet. Nun denn, es bleibt zu hoffen, dass Frau und Kind auch nach dem geplanten Husarenritt vor Pfingsten mit mir segeln wollen. Spätestens in Kroatien oder Griechenland wird es entspannter, versprochen 😉

Unser Etappenplan für den Pfingsturlaub sieht derzeit jedenfalls wie unten skizziert in nur 6 Etappen knackige 430 sm vor. Das Ganze in einem Zeitrahmen von nur 2 Wochen. Das, darf man guten Gewissens als „sportlich“ bezeichnen:

  1. Marina di Ragusa – Grand Harbour Marina Malta, 55 sm, 2-3 Tage Aufenthalt auf Malta
  2. Grand Harbour Marina – Marina di Marzamemi (61 sm)
  3. Marina di Marzamemi – Porto delle Grazie – Roccella Ionica (115 sm, erste Nachtfahrt als Familiencrew)
  4. Roccella Ionica – Yachting Kroton Club – Crotone (63 sm)
  5. Crotone – Porto di Santa Maria di Leuca (72sm)
  6. Santa Maria di Leuca – Brindisi (66 sm)

Falls das Wetter so gar nicht mitspielt, müssten wir von Marina di Ragusa direkt nach Marzamemi abkürzen und Malta vorerst an Steuerbord liegen lassen.

So oder so steht uns die erste Nachtfahrt im Mittelmeer bevor: Wir planen nämlich die 115 Seemeilen zwischen Marzamemi und Roccella Ionica in einem Rutsch durchzufahren. Einen Vollmond, der uns dabei gelegen kommen würde, gibt es Ende Mai zwar leider keinen, aber segeln im Dunkeln hat ja durchaus auch seinen Reiz. Ich bin gespannt, wie das klappt und wie viele Tage wir anschliessend zur Erholung brauchen.

Insgesamt haben wir 15 Tage zur Verfügung um unser Boot in die südliche Adria zu verholen. Wir planen etwa zwei Tage um Zanzibar in Brindisi für unserem Rückflug einzumotten. Dort muss das Boot dann auf einem bereits gebuchten Liegeplatz nur sechs Wochen auf die Fortsetzung unseres Trips in unserem Sommerurlaub warten.

Im August soll es dann von Brindisi ausgehend weiter nach Norden gehen, etwaige Etappenziele stehen hier allerdings noch nicht fest.

Jetzt steht ohnehin erst einmal das Anschlagen von Sprayhood, Bimini und Segeln an.

Einhand nach Malta – Vom Winde verweht: Ich lege nicht ab

Erst kam die Einreisegenehmigung für den ursprünglich für Sonntag geplanten Schlag zur für mich so faszinierenden Insel nicht. Als diese dann für Dienstag endlich eintrudelt und auch der Hafenplatz in der Grand Harbour Marina reserviert ist, habe ich hier in Marina di Ragusa bereits einige Tage als Zuschauer des Hafenkinos hinter mir:

Pro Tag laufen, bei immer noch steifem Wind aus Nord-West nicht mehr als zwei Boote ein. Alle mit Crew (teilweise zusätzlich mit Bugstrahlruder). Fast alle davon haben trotz Dinghyunterstützung durch Hafenmitarbeiter mehr oder weniger grosse Probleme im böigen Wind einzuparken. Hier und da scheppert es und es gibt Macken im GFK der Boote. Von Sonntag auf Montag liege ich fast die ganze Nacht wach. Der Wind heult durchs Rigg. Morgens beim Aufstehen bin ich fast schon entschlossen, einfach hier im Hafen zu bleiben und nicht abzulegen. Und dann das: Um 8 Uhr herrscht im Hafen bei strahlendem Sonnenschein fast Flaute. Ich mache das Boot also segelklar. Beim Versuch den hinteren Wassertank aufzufüllen stelle ich fest, dass die Wasseranschlüsse am Steg nicht mehr funktionieren. Wintermodus! Wasser gibt es nur noch auf Nachfrage (dabei halte ich Frost hier für eher unwahrscheinlich). Als ich dann später am Tag verdutzt auch noch einen Marinamitarbeiter beobachte, der am Steg sämtliche Holeleinen der Moorings am Steg abknotet und ins Wasser wirft, um sie kurze Zeit später fein säuberlich aufgeschossen an den jeweiligen Bugkörben aufzuhängen, verstehe ich: Die meinen das mit dem Wintermodus wirklich ernst.

Einmal angelegt fährt hier vermutlich kaum noch einmal jemand aus dem sicheren Hafen zum Segeln raus ins herbstliche Mittelmeer. Und ich will morgen bei bis zu 30 Knoten aus Nordwest meine Einhandsegelpremiere mit Zanzibar feiern? Vermutlich eher keine so gute Idee. Vor dem Segeln ist mir nicht bange. Die Rettungsweste liegt bereit und vorsorglich habe ich statt der vorderen Reffleine des 1. Reffs das 3. eingeschoren (unser Einleinenreffsystem im Baum sieht vorne nur zwei statt der bei unserem Segel vorhandenen drei Reffs vor). Natürlich kann man bei 30 Knoten segeln. Erst recht wenn man den Wind wie ich beim geplanten Törn nach Malta eher von hinten hat. Das größere Problem wäre der Rückweg, denn die Wetterlage bleibt die nächsten Tage recht beständig. Das aktuelle Tiefdruckgebiet bewegt sicht nur langsam in Richtung Griechenland und bei Tunesien und Gibraltar warten schon die Nächsten. Ich müsste mindestens bis Sonntag auf Malta auf ein Wetterfenster warten. Dann blieben mir allerdings nur noch wenige Tage zusammen mit der Familie zum „Erholen“. Das Boot muss ja auch wieder eingemottet werden. Ausserdem müsste ich alleine auch immerhin vier Hafenmanöver fahren. Bei den Bedingungen die gerade herrschen, hätte ich am liebsten schon beim Ablegen ein Dinghy auf standby. Schweren Herzens entschliesse ich mich deshaln nichts zu erzwingen und hier zu bleiben. Wer schon beim Ablegen am Startort ein ungutes Gefühl hat, sollte vermutlich einfach im Hafen bleiben, schliesslich will ich keinen Bruch fabrizieren (auch wenn wir gut versichert sind ;-).

Ich hoffe es kommt vielleicht 2022 eine neue Chance nach Malta zu segeln. Einhand, mit Crew auf jeden Fall bitte einfach mit mehr Zeit um auf das passende Wetterfenster zu warten. Diesmal hat es wohl nicht sollen sein. Nun freue ich mich auf meine morgen hier eintreffende Familie und hoffe auf sonnige Tage und tolle Ausflüge an Land. Das Boot fungiert dabei als Ferienwohnung.

Ich bin um die Erkenntnis reicher, dass ich wohl eher bei 3-4 statt 6-7 Beaufort mit der Einhandsegelei im Mittelmeer beginnen sollte. Ich denke auch die schwierige Entscheidung im Zweifel eben nicht abzulegen, lässt mich als Skipper reifen (auch wenn ich mir den Ausflug nach Sizilien natürlich etwas anders vorgestellt hatte und entsprechend enttäuscht bin). Die besten Segler sterben an Land 😉

Einhand nach Malta – Funkstille weil Schiss nachdem die Clearance zur Einreise (am Dienstag statt Sonntag) doch noch kam…

Ich sitze unter Deck und lausche wie der Wind durchs Rigg pfeift. Ich habe echt Schiss, Angst vor der eigenen Courage. Soll ich bei solchen Bedingungen am Dienstag wirklich ablegen (Sonntag ging wegen fehlender Einreisegenehmigung nicht)? In Böen sind wieder bis 30 Knoten vorhergesagt. Windstärke 7, steifer Wind, soll ich wirklich? Ich habe Bedenken. Wie bereits einmal beschrieben weniger vor der offenen See, viel mehr vor den Hafenmanöver. Bereits der Gedanke an das Ablegemanöver im Ausgangshafen sorgt für mentalen Stress. In Lee von mir liegt ein Boot. Eigentlich gut, aber die Eigner sind an Bord 😬. Im Laufe des Sonntags kommt mir der Gedanke bei den stets freundlich grüßenden Niederländern einfach vor meiner Abreise freundlich zu fragen, ob Sie eventuell einen zusätzlichen Fender auf ihrer Luv-Seite ausbringen würden. Echt ne Menge Wind! Sogar die Palmen im Ort sind „aufgeriggt“. Andererseits sagt der port medic ja (nun endlich), ich solle am Dienstag kommen 😉. Auch mag ich mir gar nicht ausmalen wie frustriert ich Ende Oktober wieder im Büro sitzen würde, wenn ich hier ohne abzulegen im Hafen eine ruhige Kugel schieben und einfach auf die Ankunft meiner Familie warten würde.

Die Reffleinen habe ich jedenfalls heute morgen ins Grosssegel gebunden. Vielleicht sollte ich am Vorliek vorsichtshalber vom 1. aufs 3. Reff wechseln.

Einhand nach Malta – der zerknautschte Skipper und ein stinkendes Paket sind da. Das Boot ist abfahrbeit. Die Einreisegenehmigung lässt auf sich warten…

Nachdem ich am Freitag morgen (gefühlt: mitten in der Nacht) mit dem Taxi in Basel aufgebrochen bin, erreiche ich um kurz nach elf das Boot in Marina di Ragusa. Es bläst ordentlich. In Böen sicher 30 Knoten und das Meer sieht aufgewühlt und bedrohlich aus. Ich mache mich an die Arbeit und um kurz nach zwölf sind bereits Sprayhood , Bimini und Solarzellen montiert. Läuft! Könnte man meinen. Leider habe ich auf meine Bitte um “Clearance“ zur Einreise am Sonntag bisher keine Rückmeldung vom maltesischen Port Medic erhalten. Ohne diese darf ich aber keinesfalls in maltesische Gewässer einlaufen.

Wie mir die Marina per eMail mitteilte ist inzwischen auch mein Paket angekommen. Allerdings würde es komisch riechen und würde deshalb nicht im Büro sondern in einer Garage verwahrt. 🙄 Mir schwant schreckliches. Im Paket befinden sich neben allerlei Ersatzteilen (und neuen Flip Flops) auch Gelcoat inkl. Härter, Farbe und eine neue Dose Dieselzusatz. Worst case wäre also stinkendes Biozid im ganzen Paket verteilt. Und tatsächlich, schon als ich das Paket entgegennehme steigt mir der charakteristische Geruch in die Nase. Am Steg öffne ich das Paket (vorsichtshalber mit Einmalhandschuhen). Die Diesel-Zusatz Dose hat ein etwa 7 mm grosses Loch im Boden und ihr kompletter Inhalt wurde von Karton und Inhalt aufgesaugt. Sch…

In 2 Mülltüten sortiere ich: „Zu retten“ und „Gleich entsorgen“. Die gefriergetrocknete Nahrung fliegt sofort weg. Ebenso das Segel-Nähgarn und das Klebeband. Beim Sicherungshalter für den Gaswarner (auf unserem Erst-Boot war dieser ohne Sicherung eindrucksvoll abgefackelt), den Flip Flops und zwei Thermosbechern zögere ich. Nach und nach fliegt aber fast alles weg. Anschliessend verproviantiere ich. Gar nicht so einfach. Der nächstgelegene Supermarkt hat nur im Sommer geöffnet. Ich muss also die schweren Getränke und die Milch für den morgendlichen Kaffee Wohl oder Übel etwa 20 min die Promenade entlang schleppen. Immerhin lerne ich so den Ort etwas besser kennen. Alles hier wirkt völlig anders als im Sommer. Der Strand ist fast menschenleer und nur vereinzelt sind Surfer unterwegs.

Am Samstag vormittag herscht Windstille und ich beginne damit das Vorsegel anzuschlagen. Sofort werde ich vom Nachbarn schräg gegenüber gefragt ob ich Hilfe brauche (das wäre im Hochsommer sicher nicht passiert). Aber ich will es alleine versuchen. Schon bald ist das Vorsegel aufgezogen. Das Grosssegel ist etwas komplizierter. Lazybag und Unterliek des Segels wollen gemeinsam in die Nut auf dem Baum gezogen werden. Aber auch das gelingt. Jetzt sieht Zanzibar eigentlich schon ziemlich abfahrbereit aus.

Die Segellatten friemel ich am Nachmittag bei wieder deutlich mehr Wind ins Segel. Das ist alleine die bisher größte Herausforderung. Die Reffleinen vertage ich wegen des Windes auf den Sonntag. Denn noch immer habe ich keine Einreisegenehmigung für Malta erhalten. Für morgen sieht es also nicht allzu gut aus 😏. Ein Probelauf des Motors verläuft ebenso erfolgreich wie das „Vorkochen“. So ganz aufgeben will ich noch nicht. Aber inzwischen ziehe ich insgeheim durchaus in Betracht, dass es mit Malta schon wieder nicht klappen könnte. Als Alternativplan spiele ich inzwischen daher mit dem Gedanken eines Daysail von/nach Marina di Ragusa. Vielleicht wäre das als Start ins Einhandsegeln im Herbst ohnehin die weisere Entscheidung.

Einhand nach Malta – Anstehen für ein neues Covid Zertifikat, Abschluss der Baggerarbeiten, ein verschollenes Paket und Wetter, Wetter, Wetter…

Man hört und liest ja so allerhand über das Reisen in Zeiten von Corona. Zum Beispiel sollen manche Länder bei der Einreise-Kontrolle der Covid Zertifikate Probleme machen, wenn der dort aufgeführte Name nicht exakt mit dem Namen im Reisepass übereinstimmt. Von Malta oder Italien hatte ich diesbezüglich zwar noch nichts gelesen (und in Italien war ich mit meinem aktuellen Covid Zertifikat ja bereits im Sommer) aber ich will keinesfalls ein unnötiges Risiko eingehen:

So stehe ich einige Tage vor meiner Abreise nach Italien also erneut am Impfzentrum in Basel an, um ein neues Zertifikat zu erhalten. Auf diesem soll, anders als auf meinem ersten Zertifikat, auch mein zweiter (bisher unterschlagener) Vorname aufgeführt sein. Irgendwie ging das bei der Impfung selbst alles schneller: Die Schlange am Schalter scheint endlos und es geht nur langsam vorran, aber was solls… Immerhin kann ich das neue Zertifikat als ich dann endlich an der Reihe bin direkt in Empfang nehmen und muss nicht auf eine SMS oder eine eMail mit einem Downloadlink warten wie beim ersten Mal.

Anschliessend frage ich per eMail beim Hafen nach, ob die Baggerarbeiten denn wie geplant vorangehen und erwähne, dass ich mich auf ein Wiedersehen am kommenden Freitag freue. Man antwortet mir prompt: Die Baggerarbeiten seien inzwischen abgeschlossen und ich solle mich am Freitag einfach 1 Seemeile vor dem Hafen über VHF Kanal 74 ankündigen 🤨…

Immerhin, Ein- und Ausfahrt aus dem Hafen scheinen gerade rechtzeitig wieder „normal“ möglich. Da ich mit Flugzeug und Taxi zur Marina reise, kann ich mir die Ankündigung meiner Ankunft per VHF ziemlich sicher auch sparen 😀

Da der ÖPNV in Basel vor 5 Uhr morgens leider nicht ganz so flächendeckend funktioniert, hab ich ein Taxi bestellt, dass mich morgen in aller Herrgottsfrüh zum  Flughafen bringen soll.

Leider lässt mich die italienische Post grade etwas hängen und hat mein Ersatzteil- und Bootszubehör Paket bisher noch nicht zugestellt. Auf der entsprechenden Webseite wird als Sendungsstatus „In Zustellung“ angegeben, während DHL bereits seit gestern von „Nicht zustellbar“ spricht. Das wäre wirklich ärgerlich.

Was mir nun bleibt ist zu hoffen, dass das Segel anschlagen alleine keine allzugrosse Hürde darstellt. Ausserdem würde ich mir für mein erstes Einhand-Abenteuer im Mittelmeer schon etwas weniger Wind wünschen als gerade herscht:

Zwischen Sonntag und Dienstag hoffe ich auf ein passendes Wetterfenster für die Überfahrt nach Malta. Schau ma mal…

Einhand nach Malta – Vorbereitungen auf die Einreise-Prozedur und dann das: Hafensperrung

Wie bereits erwähnt, standen mir zwei der unzähligen potentiell in Malta zur Auswahl stehenden Marinas bereits vor dem eigentlichen Trip mit Rat und Tat zur Seite und beantworteten meine zahlreichen eMails mit Fragen zu den Einreisebestimmungen, benötigten Dokumenten, Formularen und vieles mehr.

Ich hatte mir im Vorfeld die Marina di Valletta (unter anderem wegen der Nähe zu der mich besonders interessierenden Altstadt Vallettas) und die Grand Harbour Marina ausgekuckt und beide einfach mal angeschrieben. Lustige Anekdote zwischendurch: Ich habe mich unter anderem auch deshalb für genau diese Marinas entschieden, weil beide einen (englischen) Namen tragen, den ich mir zutraue auch müde und/oder gestresst am Funkgerät noch fehlerfrei aussprechen zu können. Das wäre zum Beispiel bei der Msida & Ta’Xbiex Marina nicht unbedingt der Fall gewesen 😉

Vorallem die Grand Harbour Marina beeindruckte mich immer wieder mit kurzen Antwortzeiten und sehr hilfreichen Tipps zu meinem geplanten Trip. Ein Dinghy das beim Einparken hilft, soll hier ebenfalls kein Problem sein. Das klingt vielversprechend.

Nach der Vorbereitung des Bootes in Marina di Ragusa muss ich mich im Detail um folgende Formalitäten kümmern:

Per eMail muss ich 24h vor meiner geplanten Abfahrt nach Malta den so genannten „Port Medic“ kontaktieren, ihm mein Impfzertifikat (das befreit mich von der PCR Testpflicht bei der Einreise), meine Crewliste (die ist übersichtlich) und das „Maritime declaration of health“ Formular zusenden. Er wird mir dann (so hoffe ich) die Freigabe zur Einreise nach Malta erteilen, ohne die ich keinesfalls in die Hoheitsgewässer Maltas einlaufen darf.

Ganz schön strikte Bedingungen für eine Reise innerhalb von EU und Schengenraum, aber Corona sorgt wohl auch hier aktuell für eine höhere Komplexität und mehr Papierkram als sonst. Sobald ich die Freigabe zur Einreise dann habe, darf ich ablegen um 12 sm vor der maltesischen Küste „Valletta Port Control“ per Funk über mein Einlaufen in die Hoheitsgewässer zu informieren. Erneuter Funkkontakt soll dann an einer bestimmten Fahrwassertonne etwa 1 Seemeile vor dem Hafen erfolgen. Das alles wirkt sehr bürokratisch, aber einhand auf Sizilien (z.B. nach Licata) zu segeln wäre ja auch irgendwie langweilig gewesen. Wer Abenteuer sucht, bekommt auch Abenteuer 😉

Doch das Abenteuer wird noch grösser/spannender: Am Samstag den 25.09. kommt abends die Hiobsbotschaft (ausschliesslich auf italienisch) per eMail: Der Hafen informiert über Baggerarbeiten in der Hafeneinfahrt und eine damit einhergehende Sperrung zwischen dem 27.09. und dem 11.10.2021. Ich kann es nicht glauben: Ausgerechnet in unseren Herbstferien! Können die das nicht im Winter machen? Sofort kommen Bedenken auf, ob die Arbeiten wohl termingerecht abgeschlossen werden. Falls sich irgendetwas verzögert, sitze ich in Marina di Ragusa und kann den Hafen nicht verlassen…

Malta steht wohl auch diesmal auf wackligen Füßen.

Einhand nach Malta – klingt gut, oder???

Den Plan mit Zanzibar auch einmal alleine loszuziehen, hege ich schon länger. Jetzt bietet sich die Möglichkeit: Tatjana will mit Annika Freunde in Deutschland besuchen. Ich fliege am 08. Oktober zum Boot nach Italien. Mein Plan sieht vor, hier das Boot klar zu machen (ich bin gespannt wie es alleine klappt die beiden Segel anzuschlagen…) um dann bei passendem Wind nach Malta zu segeln. Dort will ich einige Tage verbringen und Valletta besichtigen. Anschliessend soll es nach Marina di Ragusa zurück gehen. Tatjana und Annika wollen etwa eine Woche nach mir zum Sonnetanken ebenfalls dorthin kommen um mich wieder in Empfang zu nehmen.

Immer wieder kommen aber Zweifel auf, ob mein kühner Plan im Herbst alleine los zu segeln tatsächlich so klug ist. Mit unserem Erstboot im schweizer Binnenrevier war ich schon oft alleine segeln, kein Problem! Irgendwie komme ich dort schon wieder in die Box im Heimathafen. Zur Not eben mit Hilfe der Scheuerleisten 😉

Aber mein Vorhaben hier ist eine andere Hausnummer: 54 Seemeilen über’s offene Meer. Rund 11 Stunden werde ich bei diesem Abenteuer auf mich alleine gestellt sein. Mir graut dabei weniger vor dem Segeln selbst. Das krieg ich hin. Vorausgesetzt es toben Mitte Oktober nicht bereits die ersten Herbststürme. Vielmehr graut mir vor etwaigen technischen Problemen mit dem Boot und vorallem den zwangsläufig anstehenden Hafenmanövern: Alleine hat man nunmal nur begrenzt Hände zur Verfügung und jeder Schritt will gut überlegt sein. Kommen dann Müdigkeit oder Erschöpfung dazu, kann durchaus auch mal etwas schief gehen. Ausserdem sträuben sich die Italiener üblicherweise ja, sich beim Anlegen zuerst um meine geliebte Luv-Heckleine zu kümmern. Wie das wohl auf Malta ist? Immerhin: Ein Sprachproblem sollte ich dort nicht haben, schliesslich ist Englisch eine der beiden Amtssprachen.

Auch die sich ständig ändernden Einreisebestimmungen durch COVID tragen nicht gerade zur Entspannung bei. Reicht mein Impfzertifikat oder wird zusätzlich ein negativer PCR Test erwartet? Entsprechende Anfragen bei Behörden und Tourismusverbänden werden entweder ignoriert oder mit wenig hilfreichen Standardantworten beantwortet. Immerhin, die beiden angeschriebenen Marinas reagieren prompt auf meine Anfragen und wollen mir bei meinem Unterfangen mit Rat und Tat zur Seite stehen.