Etappe 2020-4: Ponza – Ischia (78.7 oder doch eher 45 sm???)

Bereits eine halbe Stunde nach dem erneut sehr frühen Ablegen vom Schwimmsteg in Ponza kam heute etwas Wind auf und wir konnten unter Motor und Genua unserem heutigen Etappenziels Ischia entgegen motorsegeln.

Aufgrund der in der Region aufgerufenen Liegeplatzpreise und der Tatsache, dass wir Annika abends gerne etwas Auslauf gönnen wollen, haben wir uns erneut für einen langen Schlag (~45 sm) direkt in die Region Kampanien entschieden, statt unterwegs, wie ursprünglich eigentlich angedacht auf Ventotene einen (ankernden) Zwischenstopp einzulegen. Da wir mit Zanzibar noch nie über Nacht geankert haben, würde ich beim ersten Mal gerne eine Ankerwache halten wollen, was mit unserem derzeitigen Schlafrhythmus ebenfalls nur schwer zu vereinbaren scheint.

Die Imbissbude, die ich anschliessend olfaktorisch wahrzunehmen glaubte, entpuppte sich kurze Zeit später als noch nicht geputzter Heckkorbgrill vom Vorabend, der nun in Luv des Steuerstandes lag und von dem in der Morgensonne ein leckerer Bratwurstduft herüberwehte…

Ab etwa halber Strecke hatten wir dann jedoch leider erneut derart wenig Wind, dass wir sogar einen Pizzateig für den Abend vorbereiten und Auberginen als Pizzabelag braten konnten. Ausserdem hat die Bordfrau Wäsche gewaschen, bevor wir um die Mittagszeit mit der ersten Delfinbegegnung des Jahres für unser Durchhaltevermögen in der Flaute belohnt wurden. Leider waren Flipper und seine Kumpels nicht in Spiellaune und verschwanden so plötzlich wieder, wie sie gekommen waren.

Am Ende der Etappe wurde es dann aber nochmal spannend: Nicht nur wegen der böigen Fallwinde beim Anlegen in der an den Hügeln gelegenen Marina Cala degli Aragonesi, sondern auch, durch kurz zuvor auftretende GPS Probleme beim Navigieren entlang der mit Untiefen übersäten Küste Ischias.

Immer wieder sprang die angezeigte Bootsposition hin und her und lag teilweile mehrere Seemeilen nordwestlich unserer echten Position. Ich ging zunächst von einem Problem mit dem zur Navigation verwendeten iPad bzw. der Navionics-App aus, habe aber nach unserer Ankunft festgestellt, dass auch unser AIS Track die beobachteten Unregelmäßigkeiten zeigt (das AIS wird über einen eigenen/unabhängigen GPS Empfänger gespeist). Mir hat dieses Erlebnis jedenfalls eindrucksvoll gezeigt, wie schwierig es ist, beim Ausfall dieser heutzutage oft verwendeten elektronischen Helferlein den Überblick zu behalten (auch wenn eine elektronische Seekarte natürlich ohnehin nie alleiniges Navigationsmittel sein sollte).

Auch unser beim motoren viel benutzter Autopilot macht Zicken: Er lässt sich, wenn der Skipper die Hafeneinfahrt am Ende einer Etappe selbst steuern möchte, nicht so ohne weiteres ausschalten und hängt fest. Erst ein von einem schrecklichen knarzenden Geräusch begleitetes hartes Ruderlegen gibt das Steuerrad wieder frei. Diesem Phänomen werde ich wohl zeitnah mit der Werkzeugkiste zu Leibe rücken.

Navionics App auf dem iPad
AIS Track

Die beschriebenen GPS Eskapaden sorgten für eine wahnwitzige (scheinbare) Etappenlänge von über 78 Seemeilen und ebenso abstruse Höchstgeschwindigkeiten.

Zum Abendessen gab es selbstgebackene Pizza, bevor wir müde in die Kojen sanken.

Am Erholungs/Hafentag auf Ischia ging es zunächst in den Mast hoch um den Geber der elektronische Windfahne mit WD40 zu behandeln. Leider wohl nur mit mäßigem Erfolg, aber noch hoffe ich, dass das Wundermittelchen dort oben an die richtigen Stellen kriecht und vielleicht eine starke Windböe mithilft den schwergängigen Geber zu lösen.

Immerhin konnte ich von oben ein eindrucksvolles Bild von Zanzibar schiessen:

Nachmittags haben wir die fussläufig zu erreichende Umgebung erkundet und im Hafenbüro um einen Anruf in der Marina in Neapel gebeten, da unsere Navily Anfrage leider unbeantwortet blieb. Telefonisch wurde uns ein Liegeplatz in der Marina Santa Lucia zugesagt. Ich bin gespannt, ob das wirklich klappt und wir die nächsten beiden Nächte tatsächlich im Herzen Neapels verbringen können.

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