Etappe 2022 – 14: Porto Sveva – Pescara 37.2 sm
Um 6 Uhr morgens wache ich auf und beginne sofort damit alles fürs Ablegen vorzubereiten. Der Himmel sieht freundlich aus und wie wollen versuchen, vor den heute Nachmittag potentiell anstehehden Gewittern nach Pescara zu kommen. Am Steg kommt der Wind aus Süd, das wäre ja prima.
Natürlich sieht es aber draussen ganz anders aus. Wir setzen motiviert um kurz nach 7 die Genua und wie aufs Kommando schläft der Wind ein. 2.7 Knoten von vorn! Wir motoren also den von Industrieanlagen, Fischfarmen und Sonnenschirmen geprägten Küstenabschnitt entlang in Richtung Pescara.
Unterwegs fällt mir ein Glimmen der Motorkontrollleuchte “Spannung” auf. Handelt es sich um ein durch Feuchtigkeit verursachtes Elektronikproblem oder um eine „echte“ Warnung? Wir nehmen uns vor in Pescara mit Voltmeter bewaffnet der Sache auf die Suche zu gehen.
Nach etwa 2 Stunden können wir bei 10 Knoten aus WNW wieder etwas motorsegeln, doch unser Glück währt auch dieses Mal nicht lange und bald ist der Wind wieder einbeschlafen. Ich poliere den Heckkorb und einige andere Edelstahlteile, die während unseres sechswöchigen Stops in Brindisi erstaunlich viel Flugrost angesetzt hatten. Glücklicherweise hat unser Autopilot heute einen guten Tag uns hält brav unseren Kurs. Kurz vor dem Sperrgebeiet vor Dogana taucht hinter uns ein Boot auf. Ich vermute erst, dass es sich um die Küstenwache handeln könnte, die beobachtet, ob wir nicht vielleicht doch ins Sperrgebiet einfahren. Doch irgendwann dreht unser Verfolger ab. Als wir das Sperrgebiet passiert haben und Kurs auf unser heutiges Etappenziel nehmen, können wir das Vorsegel wieder ausrollen.
Trotzdem, eine Fortbewegung nur per Wind ist aufgrund der Etappenlänge und der drohenden Gewitter die zumindest Teile der Crew beunruhigen keine echte Option. Ich spiele etwas mit den Trimmfäden am Vorsegel und versuche das letzte Zehntel rauszukitzeln.
Als wir in Richtung Pescara eindrehen türmen sich tatsächlich wieder Wolken am zuvor strahlend blauen Himmel. Wir steuern durch die unangenehm flache (und durch zusätzliche Fahrwassertonnen enge) Hafeneinfahrt. Auch hier haben wir den kräftigsten Wind natürlich wieder beim Anlegen. Wir sind grade vertäut und stossen mit dem gestern verdienten Spumante darauf an, es vor dem Gewitter geschafft zu haben, als es los geht.
Ein Gewitter inklusive Hagelschauer fegt über den Hafen. Was für eine Punktlandung!
Leicht angesäuselt laufen wir über die spektakuläre Fußgängerbrücke und die kilometerlange Strandpromenade in die Fußgängerzone um uns einen ersten Eindruck von Pescara zu verschaffen.
Auf dem Rückweg zum Boot beobachten wir von der Ponte Flaiano den Sonnenuntergang bevor wir in einem Restaurant am Hafen zu Abend essen.
Am nächsten Tag erledigen wir die Hafenformalitäten, pilgern mit unseren Dieselkanistern zur nahen Tankstelle und besichtigen den „anderen“ Teil der Stadt, welche im Wesentlichen aus einem studentisch geprägten Barviertel besteht. Die Zeiten sind vorbei 😅.