Etappe 2023 – 6: Chioggia – Venedig 20 sm
Aufgrund der uns bevorstehenden relativ kurzen Etappe legen wir erst am späten Vormittag in Chioggia ab. Kaum aus der Lagune draußen setzen wir bei leichtem Wind aus Nord die Segeln, müssen aber bald einsehen, dass der Wind zu leicht und zu nördlich weht um um die Muschelfarmen herum zu kommen. Wir motoren also weiter und biegen bald wieder in die Lagune von Venedig ab. Wir passieren das prägnante Hochwasserschutzsystem, das wir erst für Kreuzfahrtterminals halten und erleben die immer dichter werdenden Schiffsverkehr bei unserer Fahrt in Richtung Zentrum. Was unseren Liegeplatz angeht haben wir wirklich Glück: Wir liegen in Sichtweite des Markusplatz am Steg eines kleinen Segelclubs und werden überaus freundlich empfangen.

Nach einer ersten Erkundungstour der Museumsinsel auf der wir festgemacht haben gibt es an Bord Pasta. Kurz danach frischt der Wind auf bis zu 30 Knoten auf und das angesagte Gewitter kommt tatsächlich. Ich bin froh! Ist es normalerweise doch so, dass wir unsere Reisepläne (auch wegen Annika) übervorsichtig gestalten und das befürchtete Wetter kommt meist nicht. Nicht so dieses Mal: Wir sind sehr froh bereits im engen Hafen zu liegen. Bei viel Wind, wäre es hier wirklich sehr eng…

An unserem ersten Hafentag kaufen wir online einen 3-Tagespass für den örtlichen (Wasser-)Nahverkehr und nutzen ihn direkt ausgiebig.
Wir besichtigen den nur einen Katzensprung entfernten Markusplatz und fahren einmal komplett um die Hauptinsel, durch den Canale Grande, unter der Rialtobrücke durch und kaufen in einem gut sortierten Supermarkt Grillwürstchen und allerlei anderen Proviant ein.
Beim Grillen abends gibt es durch aus den Würstchen tropfendes Fett eine Stichflamme am Heckkorbgrill und ich habe grosses Glück, die Krankentransportboote die wir tagsüber beobachten konnten nicht selbst in Anspruch nehmen zu müssen.
An unserem zweiten Hafentag streiken die Angestellten des ÖPNVs. Im Touri-Office wurde uns aber zum Glück mitgeteilt, dass die Grundversorgung der Inseln garantiert ist. Ansonsten würde es auf San Giorgio Maggiore auf der unser Hafen liegt sehr sehr ruhig (und gäbe nicht einmal Eiscreme für Annika). Es fahren einfach weniger Fähren als sonst. Dazu passt, dass die Polizei ausgerechnet heute per Radar auf Raserjagd geht. Wir machen einen kurzen Abstecher nach Guidecca, beobachten eine Sportboot Wasser-Demonstration vor dem Markusplatz und trinken einen Cappucino mit Blick auf die gegenüberliegende Lagune.
Nach unserer Rückkehr zum Boot wettern wir das heftigste Gewitter, dass wir bisher erlebt haben ab. Ich mit Annika (die zum Glück überhaupt keine Angst hat) auf dem Boot, Tatjana, die gerade unseren Hafenplatz bezahlen wollte, im nahen Museum. Innerhalb weniger Sekunden verdunkelt sich die Himmel und wir werden von extremen Böen durchgeschüttelt. Ich kann die Gangway gerade noch in Sicherheit bringen und sorge mich anschliessend um Bimini und Solarzellen. Doch alles geht gut und ausser zweier offener Nähte an den Gurten des Biminis verzeichnen wir keinen Bruch.

Nachdem wir uns vom Schreck etwas erholt haben fahren wir erneut auf die Halbinsel und belohnen uns mit einem Eis bevor es zurück an Bord Pasta gibt. Wir haben uns in Venedig bewusst gegen die Besuche in den zumeist teuren und völlig aus Touristen zugeschnittenen Restaurants entschieden und geniessen beim Abendessen an Bord unsere wunderschöne Aussicht und spektakuläre Sonnenuntergänge.
Am letztem Landtag machen wir erneut eine ausgedehnte Tour durch den Canale Grande und setzen mit der Sparversion der Venezianischen Gondeln über: Für nur 2,- Euro kann man sich an manchen Stellen der Lagune (als Brückenersatz) von einem Gondoliere kutschieren lassen. Für Annika, die von den “Gondole” begeistert ist und an jeder Fußgänger-Brücke die Durchfahrt derselbigen abwarten will ein tolles Erlebnis!

Während wir mit dem Vaporetto den Canale Grande entlang schippern verdunkelt sich der Himmel und es braut sich erneut ein Gewitter zusammen. Mit der Erfahrung von gestern entschliessen wir uns, am Markusplatz auszusteigen um uns unter den Arkaden unterzustellen, wo die Kellern (ebenfalls mit der Erfahrung von gestern bereits die Tischdecken von den Aussentischen einsammeln. Kurze Zeit später bricht die Hölle los und ein heftiger Gewitterschauer setzt den Markusplatz mal eben 10 cm unter Wasser. Was für Wetterkapriolen!
