Etappe 2023 – 8: Caorle – Grado 25 sm – Die Boje ist nicht unser Freund
Kurz nach dem Ablegen von unserem Liegeplatz in Caorle docken wir an der örtlichen Bootstankstelle an, um unseren Dieseltank vor der heutigen Etappe nach Grado aufzufüllen. Zwischen den Gewittertagen soll es heute ein eher windarmer Tag werden. Falls Wind kommt, kommt er von vorn: Das kennen wir schon.
Wir motoren also in Richtung ENE, werden unterwegs von kleineren Regenschauern geduscht…
In Grado wollen wir insgesamt drei Nächte bleiben um weitere vorhergesagte Gewitter abzuwarten. So untypisch das Wetter diesen Sommer auch ist, der Wetterbericht stimmt meist hervorragend und sämtliche vorhergesagten Gewitter kamen auch mit maximal 15 Minuten um die vorhergesagte Zeit herum.
Wir peilen den Stadthafen in Grado an, in dem man mitten in der Stadt mit dem Bug an einer Boje und dem Heck am Pier festmacht. Ungewohnt für uns, das merkt man auch 😉. Der Plan des Skippers eine lange Leine von der Bugklampe zum Heck zu führen und dort die Boje einzufangen ist nicht schlecht, wird durch unser vorwärts an der Boje vorbeidriften aber vereitelt und ruck zuck ziehen wir 20m Leine durchs Wasser. Gar nicht gut. Wir holen die Leine wieder ein und versuchen vom Bug die Boje mit dem Bootshaken zu greifen. Doch es ist Hochwasser und wir können die Boje nicht weit genug anheben um die Leine durchzufädeln. Wir bitten einen Mitarbeiter der Stadt, der mit seinem kleinen Arbeitsboot gerade Seegras aus dem Hafenbecken fischt uns zu Hilfen und haben endlich unsere Leine an der Boje. Zwischenzeitlich wartet bereits ein italienischer Segler am Pier und nimmt uns die Heckleinen ab. Wie peinlich, wir sind die Hauptdarsteller im Hafenkino und es hat nichtmal Wind…
Naja, wir sind fest! Was mich im Nachgang ziemlich ärgert ist, dass in unmittelbarer Nähe ein deutsches und ein österreichisches Segelboot liegen. Alle kucken zu, keiner kommt auf die Idee einem Boot das sich offensichtlich schwertut zu helfen. Es braucht einen italienischen Segler vom anderen Ende des Hafenbeckens… Ich bin sprachlos!
Etwas später fällt uns ein, dass wir sogar einen Schnappkarabiner an Bord gehabt hätten, den wir in die Boje hätten einklicken können 🫣.
Während unseres Aufenthalts zieht ein Gewitter nach dem anderen durch und ich versuche den neuen Autopilot zum laufen zu bekommen. Bei Restaurantbesuchen, beim Bäcker und auch sonst an jeder Ecke fällt uns auf: Man spricht deutsch! Der Eisverkäufer verabschiedet einen mit “Tschüss, schönen Tag noch!” Nicht so richtig authentisch…
Als der Autopilot endlich läuft folgt auf die Begeisterung die umgehende Ernüchterung: Wind- und Tiefenmesser funktionieren nicht mehr. Sie haben offensichtlich im alten Sealtalk Netzwerk miteinander kommuniziert. Ins Leere laufende Kabel (die ich vorsichtshalber beschriftet und in der Steuersäule belassen habe) scheinen für das Netzwerk ein no-go: Wieder eine Baustelle mehr…