Etappe 9: San Remo – Imperia (Porto Maurizio) (15.2 sm)

Auf der gestrigen Etappe von San Remo nach Imperia konnten wir tatsächlich wieder einmal etwas segeln 😁 und nachdem wir uns im schwierig zu findenden Büro des Hafenmeisters im alten Stadthafen von Porto Maurizio angemeldet hatten (das Büro ist immer von 8:30-10:30 und 17:30-19:30 geöffnet) erkunden wir nun für 2 Tage die nächste verwinkelte Altstadt.

Der Stadthafen bietet nach der Betonwüste der Marina in San Remo eine willkommene Abwechslung, auch wenn am anderen Ende der Promenade eine kirmessähnliche Ansammlung von Karussels mit 90er Jahre Pop Musik für Stimmung sorgt.

Nach einem Aperitif in einer Bar am Hafen haben wir abends in Oasi la pizza ein interessantes Gastro-Konzept kennengelernt: Hier gibt es keine Speisekarte, nach und nach werden Pizza und Pastagerichte an den Tisch gebracht und man sagt dem Kellner, ob man das entsprechende Gericht am Tisch mit seiner Begleitung teilen möchte oder nicht (der Kellner versucht sein Glück dann am Nachbartisch). Am Ende zahlt man pro gegessenem Teller einen Einheitspreis. Zugegeben, es erinnert ein wenig an das Konzept eines Sushi-Laufbands aber wir haben hier für zusammen unter 40,- Euro ganz hervorragende Pizza und Pasta gegessen.

Am zweiten Hafentag haben wir erneut eine italienische Altstadt mit dem Kinderwagen erkundet. Damit sollten wir wirklich aufhören 😅. Immerhin konnten wir nach einem kurzen Zwischenstopp in einem kleinen Supermarkt so unsere Trinkwasservorräte etwas aufstocken.

Das obligatorische „Finde das Boot“ Foto

Morgen planen wir erneut eine etwas längere Etappe nach Loano (rund 21 sm) wo wir für Mittwoch angekündigte Gewitter abwarten wollen.

Vielleicht schaffen wir es dort ja, wieder einmal einige Punkte unserer Boot-ToDo Liste in Angriff zu nehmen. Seit unserer Abfahrt wurde diese Liste nämlich zwecks Sight-Seeing größtenteils ignoriert und dadurch leider nicht kürzer 🥴.

Etappe 8: Monaco – San Remo (20.2 sm)

Unsere bisher längste Tagesetappe führte uns gestern vom Fürstentum Monaco nach Bella Italia. Genauer in die Küstenstadt San Remo. Da weder Tatjana noch ich San Remo von früheren Besuchen kennen, planen wir ein bisschen Sight-Seeing und wollen daher 3 Nächte hier verbringen, bevor wir die ligurische Küste weiter nach Norden segeln.

Nachdem wir am ersten Tag trotz Tripadvisor-Warnung versucht hatten mit dem Kinderwagen San Remos Altstadt zu erkunden, waren wir am Folgetag schlauer und haben Annika per Babytrage die vielen Treppen den Hausberg San Remos hinauf zur Kirche Santuario della Madonna della Costa getragen.

Natürlich haben wir auch hier wieder jede Menge regionaler kulinarischer Spezialitäten probiert. Neben Farinata (ein Socca ähnlicher Fladen), Focaccia di Recco con stracchino haben wir auch jede Menge Pasta, Pizza und Espresso verkostet. Spektakulär fand ich auch ein ausrangiertes Fischerboot, von dem aus abends im alten Hafen kleine frittierte Fische als Snack/Abendessen verkauft wurden.

Ansonsten haben wir die im Reiseführer beschriebene mondänen Seiten San Remos eher selten zu Gesicht bekommen, vielleicht sind wir aber auch von der Cote d‘Azur diesbezüglich einfach noch zu verwöhnt.

Etwas überrascht war ich, dass es in den zahlreichen Shipchandlern von San Remo nicht möglich war eine Papierseekarte mit sinnvollem Maßstab zu bekommen. Es waren ausnahmslos Übersegler verfügbar. Obwohl wir mit dem iPad navigieren, fühle ich mich doch wohler, ein offline Backup zur Hand zu haben.

Resümee Cote d‘Azur: 7 Segeltage, 75.1 sm, 19.6 Motorstunden

Ziemlich genau einen Monat nachdem wir unseren „Heimathafen“ Port Grimaud verlassen haben liegt mit der Cote d’Azur das erste Revier unserer Elternzeit im Mittelmeer nun bereits hinter uns. Obwohl wir diesen Teil der französischen Mittelmeerküste Küste bereits gut kannten, haben wir doch auch einiges für uns neu entdeckt. Dazu gehörten insbesondere die vielen Parks und verwinkelten Gassen in Nizza aber auch die überaus sehenswerte Altstadt von Antibes.

Aufgrund unserer sehr konservativen Wetterplanung sind wir auf diesem Teil des Törns leider nicht allzu viel gesegelt. Aber nachdem wir nun bereits 6 Wochen an Bord gelebt haben, wissen wir, dass das Boot ausser den üblichen kleineren Problemchen in einem guten Zustand ist und das Vertrauen der Crew in das Boot wächst. Ich hoffe daher, dass wir in Ligurien mehr zum Segeln kommen und der Motor dort öfter mal aus bleiben kann.

Neben Port Hercule in Monaco, der eindeutig den Preis für die beeindruckendsten sanitären Anlagen gewinnt, liefern sich Cannes und Nizza ein Kopf an Kopf Rennen um die Auszeichnung „beste Marina dieses Reiseabschnitts. Meiner Meinung nach macht letztlich Cannes knapp das Rennen, vor allem aufgrund der besseren sanitären Einrichtungen und des tollen Service. Hier liegt man mitten in der Stadt, der Hafen ist für die Cote d’Azur erfreulich günstig und die Hafenangestellten sind auch zu Crews bescheidenerer Boote sehr zuvorkommend und freundlich.

Auch am anderen Ende der Rangliste konkurrieren 2 Häfen um die rote Laterne: Antibes – Port Vauban und Beaulieu sur Mer. Während wir in Beaulieu bei unserer Ankunft von netten Capitainerie Mitarbeitern zum Liegeplatz eskortiert wurden, mussten wir unseren Liegeplatz in Port Vauban selbst mit Hilfe bereits am Steg liegender Boote wie die Nadel im Heuhaufen suchen. Auf unsere Funksprüche wurde wiederholt nicht reagiert.

In puncto Besonderheiten/Unverschämtheiten nehmen sich beide Häfen nichts: Während man in Port Vauban bei ausgelaufener Reservierung auch bei Sturm den Hafen verlassen muss 🤪, kann man bei einem längeren Aufenthalt in Beaulieu-sur-Mer das notwendige Adapterkabel von 16A (Boot) auf 32A (Steg) nur für max 2 Tage ausleihen. Selbiges gilt für die Zugangskarte zu den sanitären Anlagen. Bei einem längeren Aufenthalt muss man eine entsprechende Karte für 15,- Euro erwerben (es handelt sich ausdrücklich nicht um ein Pfand!). “Längerlieger“ sind hier wohl nicht erwünscht.

Und während man in Port Vauban bei einem dringenden Bedürfnis als “Nicht-Behinderter“ selbst wenn alle anderen Toiletten besetzt sind auf gar keinen Fall die Behindertentoilette benutzen darf (und recht lautstark darauf hingewiesen wird), ist es in Beaulieu ein Problem ein Päckchen zum Hafen liefern zu lassen.

Ach ja, rasieren darf man sich im Herren Waschraum in Beaulieu auch nicht: Bartstoppel verstopfen den Abfluss. Einverstanden! Dass aber die Putzfrau eilig einen Mülleimer (es gab keinen) und Klopapier herbeischafft und mich dazu nötigt, die Bartstoppeln aus dem Waschbecken zu wischen geht bei 40,- Euro die wir hier pro Nacht bezahlen gar nicht.

Um Beaulieu das die rote Laterne schlussendlich gewinnt und Port Vauban werden wir somit bei unseren nächsten Cote d‘Azur Besuchen mit Sicherheit einen Bogen machen. Angestellte, deren Ego (vermutlich) durch die Tatsache, dass sie nicht an einem echten Hotspot der Cote d’Azur arbeiten in eine seltsame Richtung abgedriftet ist, muss man im Urlaub wirklich nicht treffen…

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