Bisceglie – Bari: Flaute von vorn, Delfine und Seitenwind beim Anlegen und Sightseeing in Bari und Umgebung, 18.3 sm

Erneut legen wir wegen Gewittergefahr am Nachmittag früh morgens ab und motoren durch die Flaute von vorn unserem Winterlager in Bari entgegen. Etwas später gehen wir an Bord auf die Suche nach einem komischen Gummigeruch, realisieren dann aber, dass nur der Industrieduft aus zu uns Bari herüberweht. Zwei Delfine statten uns davon ungestört einen kurzen Besuch ab. Weiter geht es am Flughafen Bari vorbei, an dem gerade rush-hour herrscht. Wir beobachten ein startendes oder landendes Flugzeug nach dem anderen und der Wind von vorn nimmt stetig zu. Trotz 15 Knoten Seitenwind klappt der Anleger im Yachtclub “Vele Spiegate” gut.

Kurze Zeit später schlagen wir bei 20 Knoten Wind das Grosssegel ab. Wer weiss wie lange es trocken bleibt? Mit dem kostenlosen Shuttlebus geht es anschliessend für eine kurze Stippvisite in die Stadt: Wir suchen einen Mietwagen, werden aber kurzfristig nicht fündig: Alles ausgebucht oder über 900.- Euro (für 5 Tage) teuer. Dann fahren wir wohl Zug…

Am nächsten Morgen entfernen wir Genua, Sprayhood, Bimini und Solarzellen und ich bin froh, als alles trocken im Boot verstaut ist. Kurze Zeit später tröpfelt es. Punktlandung!

Der offizielle Shuttlebus hat heute morgen leider den Geist aufgegeben, und so nimmt uns (und den Busfahrer) ein freundlicher Italiener mit seinem klapprigen Transporter mit in Richtung Ausgang des Hafengeländes. Mit dem Zug fahren wir nach Polignano, das wir als sehr überlaufen, und ultra-touristisch erleben. Immerhin ist die Rückfahrt wegen defekter Ticketautomaten am Abend gratis. 

Nach unserer Rückkehr aus Polignano spazieren wir am alten Hafen von Bari entlang. Komisch, dass man hier keine Marina baut. Die Infrastruktur wäre durch zwei Yachclubs schon so gut wie vorhanden. Zum Abendessen besuchen wir die urige Pizzeria Cosimo die wir von unserem ersten Besuch vor einigen Jahren kennen.

Am Donnerstag verholen wir uns zum Steg der Werft. Nachmittags stehen Gespräche an um die Arbeiten die während unserer Abwesenheit durchgeführt werden sollen zu besprechen.

Am nächsten morgen werden wir ausgekrant und ziehen nachdem die Werftmitarbeiter unser Boot mit der Wasserwaage ausgerichtet haben (!) in ein AirBnB in der Stadt um.

Vom hier aus erkunden wir weiter die Stadt die deutlich voller ist, als wir das von unserem ersten Besuch in Erinnerung haben und machen am Samstag mit dem Zug einen Ausflug nach Monopoli. Es ist schon erstaunlich wie anders man eine Stadt erlebt, wenn man mit dem Zug statt Boot abkommt und zunächst durch die Neustadt laufen muss um zum “Centro Storico” zu kommen.

Etappe 2025 – 19: Manfredonia – Trani, 35 sm, Abfahrt ohne Hafenplatz und unangenehme Wellen vor der Hafeneinfahrt

Nach dem Ablegen und einem kurzen Stopp an der Tankstelle rollen wir die Genua aus und motorsegeln der Küste entlang in Richtung Süden. Allerdings ohne einen nächsten Platz für die Nacht sprich eine Hafen oder Bojenreservierung zu haben. Wir hatte bei Navily von Luigi gelesen, der einem im Städtchen Trani zu einem Platz verhelfen können soll. Leider vertröstet er uns seit gestern morgen und wir warten immer noch auf seine Bestätigung. Zur Not wollen wir auf gut Glück in den Hafen fahren und einfach mal schauen. Falls es in Trani nicht klapp wollen wir es 5 Meilen weiter in Bisceglie versuchen.

Nach etwa 1.5h statten uns die Carabinieri einen kurzen Besuch ab, winken aber nur als sie hinter unserem Boot durch gehen und drehen ab.

Der Wind nimmt stetig zu und wir setzen das auch Gross und schalten den Motor aus.

Als wir eine Wende fahren wollen, um um ein Sperrgebiet vor der Küste herum zu kommen, kommt der Wind derart blöd und heftig von vorne, dass ich die Segel streiche und wir nach kurzer Motorfahrt nur die Genua wieder setzen.

Dann endlich meldet sich Luigi: Unser Platz in Trani ist bestätigt!

Wir segeln weiter und auch die auflandigen Wellen werden in Hafennähe immer größer und schütteln uns ordentlich durch. Im ruhigeren Vorhafen bringen wir die Fender aus und Tatjana telefoniert mit dem Hafen. Am Telefon bekommt sie mit, wie ein Segler, der kurz vor uns in den Hafen eingefahren ist, weggejagt wird: Gut dass wir Luigi kontaktiert hatten. Manche Dinge funktionieren in Italien einfach anders.

Wir werden sehr freundlich empfangen und sie kurze Zeit später am Pontile Communale sicher vertäut.

Wir erkunden den pittoresken Ort und finden ein ansprechendes Restaurant in Hafennähe.

Die Promenade ist auch hier recht lebhaft/laut, aber lange nicht so, wie in Manfredonia oder gar Vieste.

Aufgrund der Wettervorhersage die ab etwa Donnerstag Gewitter sieht, ändern wir unseren ursprünglichen Plan hier “nur” zwei Nächte zu bleiben und fragen eine dritte bei den Leuten am Steg an: Kein Problem! Und diesen Luigi kennt hier sowieso niemand, der arbeitet hier nicht, wie man uns grinsend sagt. Italien eben! Ich bin gespannt, wie Luigi zu seiner Provision kommt.

Jedenfalls bleiben wir hier nun bis Montag. Nach einigen Telefonaten ist klar, dass wir anschließend nach Bisceglie fünf Seemeilen weiter in Richtung Bari verholen und dann bereits den Yachtclub in Bari ansteuern, der im selben Hafenbecken liegt wie unsere Winterlagerwerft. Der Abstecher ins weiter südlich gelegene Monopoli muss aufgrund möglicher Wetterkapriolen auf dem Rückweg leider ausfallen…

Als das geklärt ist, essen wir in einem lustigen “Frisch-Pasta-Take Away” zu mittag. Man sucht sich hier an der Theke seine Nudeln, Sugo und Toppings (Käse, Nüsse, etc.) aus und wartet, bis alles frisch zubereitet ist. Lecker!

Nachmittags machen sich Annika und Tati auf zum Strand während ich beim fixieren wackliger Relingsstützen Arbeit für die Werft finde: Unsere Gasleitung die hinter den Schränken im Achterschiff verläuft ist ziemlich korodiert. 🫣

Am nächsten Tag erlaufen wir die beiden Molenfeuer und entdecken den angenehm schattigen Stadtpark für uns. Nach einem Mittagessen an Bord und einem erneuten Abstecher zum Strand genehmigen wir uns einen Aperitif und gehen anschliessend in einem von Luigi empfohlenen Restaurant lecker essen. Zuhause will ich unbedingt Spaghetti Assasina nachkochen…

Nachtrag: Luigi, den wir leider nicht persönlich getroffen haben (er macht Urlaub in Kroatien) möchte seine 20 Euro “Organisations-Gebühr” auf ein Konto in Litauen überwiesen haben. An manche Dinge werde ich mich nie gewöhnen, aber gut, dann halt nach Litauen…

Etappe 2025 – 18: Ablegen bei kräftigem Seitenwind und unstete Böen: Vieste – Manfredonia: 27 sm

Bei böigen bis zu 20 Knoten von Backboard versuchen wir abzulegen. Als nur noch die gefierte Luvleine belegt ist, liegen doch schon erheblich schräg am Steg. Ein Nachbarboot, an dem wir uns entlang hangeln könnten, haben wir hier nicht. Ich schicke also Tatjana zum Stegbetreiber um nach Dinghyunterstützung zu fragen. Das, so denken wir sollte kein Problem sein, da dieser ohnehin mehr als 20 Schlauchboote am Steg hat, die er an Touristen vermietet. 

Mit einem Dinghy möchte er zwar nicht helfen, allerdings hält er mit einer langen Leine unseren Bug gerade, so dass wir ablegen können, ohne irgendwo gegen zu krachen. Was für ein Start!

Vor dem Hafen setzen wir im angesagten achterlichen Wind die Genua und rauschen bei unstetem Wind zwischen 7 und 25 Knoten in Richtung Etappenziel in Manfredonia.

Hier werden wir mit einem Dinghy empfangen und an einen Fingersteg begleitet. Endlich ausruhen! Nach der lauten Diskomusik in der Nacht zu vor und dem anstregenden Ablegemanöver bin ich platt und geniesse eine ausgiebige Dusche in der “Betonmarina”.

Nach einer ersten Erkundungstour am frühen Abend entscheiden wir uns fürs Kochen an Board und sinken anschließend im die Kojen.

Am nächsten Morgen geht es für einen Cappuccino (und Annikas obligatorisches Erdbeereis) erneut in den Ort.

Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher zum Shipchandler und erstehen eine kleine Tube Sikaflex. Nach dem Mittagessen und einer Siesta an Bord pilgern wir mit Annika zum Strand. Zu unserer Überraschung ist dieser so ganz anders als 25 Seemeilen weiter nördlich am Kap von Vieste: Unmengen an Seegras türmen sich auf. Auch scheint die Saison hier gemessen an der Liegestuhlbelegung in den Bagnis bereits vorbei. Es herrscht gähnende Leere. Annika hat trotzdem ihren Spass beim Muscheln sammeln.

Da wir kein ansprechendes Restaurant finden, dass bereits am frühen Abend geöffnet hat, entscheiden wir uns nach dem Nachtanken aus dem Kanister für Risotto an Bord. Abends im Hafen schnappen die Fische an der Wasseroberfläche nach Luft (nicht weil wir Diesel verkippt haben!). Am Steg in Manfredonia gibt es zwar keine Disko, leider findet hier jedoch heute ein lautstarker Karaoke Wettbewerb statt, bei dem eine sehr motivierte Moderatorin das Können der Teilnehmer am Mikro kommentiert 🤪

Etappe 2025 – 17: Der Weg (zurück) nach Bella Italia: 61.7 sm

“4:20 Lastovo abgelegt” lautet heute der erste Logbucheintrag. Entsprechend schlaftrunken ist die Crew. Immerhin bemerken wir nach dem Ablegen keine 10m vom Steg entfernt, dass wir die Navilichter vergessen haben. Auch mit diesen motoren wir im stockdunkeln langsam aus der Bucht. Auch der Mond ist bereits untergegangen und kann uns kein Licht spenden. Wir folgen zur Vermeidung von Fischernetzen zunächst den Track unserer Ankunft am Vortag. Zusätzlich steht Tati mit Rettungsweste und Taschenlampe am Bug und hält Ausschau.

Als wir etwas von der Insel entfernt sind beobachten wir fliegende Fische, schlafende Delfine, die bei unseren Näherkommen abtauchen und sogar eine Meeresschildkröte. Wir Motoren zunächst durch die Flaute. Bis ab etwa halber Strecke sportliches Am-Wind motorsegeln mit direktem Kurs auf Vieste möglich ist. Durch die geplante Etappenlänge lassen wir den Motor dennoch mitlaufen um ausreichend Strecke in Richtung Italien zu machen.

In Vieste legen wir diesmal nicht wie bei unserem ersten Besuch in der “Marina di Vieste” wie bei unserem ersten Besuch sondern in der “La Darsena – Marina Vieste” an, deren (einzelner) Schwimmsteg stadtnäher liegt. Ausserdem sparen wir hier 10 Euro Liegegebühr pro Tag.

Nach der langen Überfahrt sind wir ziemlich groggy und gehen abends in einer Pizzeria im Ort Abendessen. Wir sind zurück in Bella Italien und lassen hier zwei Tage die Seele baumeln, bevor es weiter geht in Richtung Winterlager in Bari.

Am zweiten Tag bunkern wir etwas Trinkwasser in Flaschen und holen beim örtlichen Fischhändler zwei Scheiben Schwertfisch für den Heckkorbgrill und geniessen den schönen flachen Sandstrand mit Annika.

Nachts werden wir unsanft geweckt: Das hatte ich irgendwie verdrängt: Die Discothek am anderen Ende des Hafenbeckens dreht gegen halb zwei so richtig auf. Erst gegen halb 4 wird es ruhiger, allerdings nur kurz. Um halb fünf werden wir von einem kurzen heftigen Gewitter direkt über uns geweckt. Was für ein Willkommen in Italien…

Etappe 2022 – 12: Vieste – Tremiti Inseln 38.1 sm – Die erste Nacht als Familie vor Anker ⚓️

Beim Ablegen in Vieste laufen wir immerhin nicht erneut auf Grund: Wir verlassen den Hafen und navigieren durch unzählige Fischerfähnchen. Wie so oft haben wir den Wind dabei direkt auf der Nase und kommen unter Motor deshalb nur sehr langsam voran. Irgendwann habe ich genug: Wir Kreuzen gegen an! Sofort ist Leben im Boot, doch nach 2 h sehe ich es ein: Unser Weg verdoppelt sich durch unser Kreuzen. Leider machen wir aber nicht die doppelte Geschwindigkeit. Wir rollen das Vorsegel weg und gehen wieder direktauf Kurs.

Um die Mittagszeit werde ich unruhig: Ob es am Ziel wohl mit dem Ankern klappt? Einen echten Hafen zum Ausweichen gibt es auf den Tremiti Inseln nicht. Eine teure Boje haben wir nicht gebucht. Wie voll es wohl ist? Im Hinterkopf habe ich immer noch die Bilder aus Vulkano, wo derart viele Boote in einer Bucht ankerten, dass sich die Skipper fast die Hand reichen konnten.

Immerhin im Gegensatz zu damals ist weder Ferragosto noch Wochenende. Ich hoffe das Beste.

Kurz vor unserer Ankunft warnt Split Radio vor Feuerlöschflugzeugen in der Region Zadar.

Als wir auf den Tremiti Inseln ankommen ankern nur 2 andere Boote in der Bucht, die wir uns ausgekuckt haben. Wir sind aufgeregt, ob unser Anker hier wirklich hält und haben bereits im Vorfeld besprochen eine Ankerwache zu halten. Einer von uns wird unsere Position permanent im Auge behalten während der andere schlafen oder sich erholen kann. Nach und nach werde es jedoch mehr Boote. Viele versuchen für meinen Geschmack zu nah hinter unserem Heck zu ankern, doch die meisten sind mit dem Halt Ihres Ankers nicht zufrieden. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir in unserer Bucht zu sechst. Immerhin drei haben ein Ankerlicht 😳.

Als Annika im Bett ist, lege auch ich mich etwas hin. Alle zwei Stunden soll der Wachwechsel erfolgen. Um Mitternacht beginnt meine erste Schicht: Position checken, andere Boote im Auge behalten, Sterne kucken und Blog schreiben. Anschliessend wieder von vorn. Die erste Schicht ist easy. Bei der Zweiten zwischen vier und sechs Uhr morgens steckt mir die Müdigkeit ganz schön in den Knochen. Immerhin werde ich mit einem Sonnenaufgang belohnt.

Etappe 2022-11: Bisceglie – Vieste 44.2 sm, Wind aus allen Richtungen, Delfine und die erste Grundberührung 😳

Wir legen am Samstag Morgen bereits um 6 Uhr ab. Heute steht uns eine etwa längere Etappe bevor. Wir wollen über den Golf von Manfredonia nach Vieste am Sporn des Stiefels. Zunächst herrscht Flaute. Wir motoren. Nach etwa 3 Stunden können wir die Segel zur Hilfe nehmen und motorsegeln. Kurze Zeit später schalten wir den Motor aus. Der Wind ist zwar etwas schwach auf der Brust und wechselt wild die Richtung, aber diese himmlische Ruhe an Bord überzeugt uns. Kurz vor unserem obligatorischen Badestopp kurz vor Etappenende besuchen uns drei Delfine. Zum ersten Mal in diesem Urlaub können wir die eleganten Tiere nicht nur aus der Ferne, sondern Haut nah bestaunen. Auch Annika ist begeistert. Nach dem Anleger in der Marina di Vieste machen wir einen Familienausflug zum nahen Discounter um unsere Trinkwasservorräte aufzustocken. Der Rückweg mit Einkaufs- und Kinderwagen durch den Kreisverkehr der Küstenstraße ist dann spannender als mir lieb ist, aber wir kommen sicher an Bord an und lassen den Tag mit Salsiccia vom Grill ausklingen.

Am Sonntag Vormittag herrscht zunächst Flaute. Perfekt um der Bootstankstelle einen Besuch abzustatten. Wir bitten einen Marinamitarbeiter bei der Tankstelle Bescheid zu sagen und legen ab. Gegenüber unseres Liegeplatzes liegen Bojen (für Moorings der an den dortigen (jetzt leeren) Liegeplätzen vertäuten Boote). Bei einer gemessenen Tiefe von 0.4m unter unserem Kiel (1.85m) gibt es plötzlich einen Bumms. Wir haben unter Wasser ein Hindernis getroffen 🤯. Entweder den Grund des Hafenbeckens oder eine von oben nicht zu sehende gespannte Leine. Zum Glück waren wir sehr langsam unterwegs. Ich denke, es ist nichts passiert. Der Boden im Hafenbecken besteht aus Sand. Trotzdem ein extrem ungutes Gefühl…

Nach dem Auftanken legen wir ohne weitere Probleme wieder an und machen uns auf den Ort zu erkunden.

Nach dem Mittagessen will ich einige Bootsarbeiten erledigen, während Annika und Tatjana zum Baden an den Strand aufbrechen.

Leider schaffe ich es nicht unseren Außenbordmotor, der die letzten knapp 2 Jahre in der Backskiste verbrachte zum Leben zu erwecken, neues Benzin, neues Öl, neue Zündkerze: Er springt nicht an! Um mich mit dem Vergaser intensiver auseinanderzusetzen fehlt mir im nur dreiwöchigen Sommerurlaub sowohl die Muse als auch das Know How. Das wandert also auf die „Winter-Liste“. Vorerst wird gepaddelt. Immerhin spanne ich endlich den für meinen Geschmack zu lockeren Keilriemen unseres (Haupt-) Dieselmotors und streiche einige andere Kleinigkeiten von der To-Do Liste.

Etappe 2022-10: Bari – Bisceglie 22.7 sm – Luigi reicht dem Hans die Leine

Nachdem Tatjana in Bari abgelegt hat, motoren wir für einen besseren Windwinkel zunächst etwa eine halbe Stunde von der Küste und können unserer Eisenfock kurz darauf tatsächlich eine Pause gönnen und in den leichten Winde (am Wind) segeln. Auch heute weichen wir auf unserem Weg zahlreichen Fischfarmen aus. Wie bereits auf den vergangenen Etappen beobachtet, scheint dieser Teil der Adria sehr fischreich zu sein (nicht nur durch die Aufzuchtanlagen).

Unterwegs interessiert sich wieder einmal die Guardia Finanza für uns uns fragt von Boot zu Boot schreiend Start und Zielhafen ab.

Kurz vor der Hafeneinfahrt von Bisceglie legen wir einen Badestopp ein. Trotz stets prompter Rückantworten bei Navily (in perfektem Englisch) antwortet am Funkgerät als wir uns anmelden natürlich wieder einmal niemand. Am Telefon wird auch nur halbherzig genuschelt. Wir fahren in Richtung Steg und sehen schließlich den mit einem roten Shirt bekleideten Marinero. Bei fast vollständiger Flaute legen wir problemlos an.

Als der Marinamitarbeiter mir die zweiter Heckleine zurück geben will, ich aber noch mit der Mooring beschäftigt bin ruft er nach „Hans“ (mir) der ihm doch bitte die Leine endlich abnehmen möchte.

Irgendwie ziemlich respektlos! Gar kein guter Start, vorallem beim stolzen Preis von 83,- € den wir hier für unsere Übernachtung hinlegen. Naja, immerhin nicht Adolf.

Ich siniere, ob Bisceglie vielleicht so etwas, wie die imaginäre Grenze nach Norden markiert und die Leute ab hier wieder unfreundlicher werden?

Wie dem auch sei, wir besichtigen das um die Mittagszeit doch sehr verschlafene Örtchen und genehmigen uns am frühen Abend in einer Cafe/Bar einer (sehr hochpreisigen) Aperitif. Immerhin sind wir anschließend so satt, dass wir das Abendessen an der nun immer belebteren Promenade ausfallen lassen. Als wir zum Boot zurück kommen piepst unser Motoralarm. Wohlgemerkt: Der Motor ist natürlich aus. Das Spülwasser für den angeschlagenen Autopilot sorgt nun wohl an anderer Stelle für seltsame Elektronik Probleme. Man kann sich darauf verlassen: Irgendwas ist immer

Die Crew vor Zanzibar am Liegeplatz in Bisceglie

Etappe 2022-9: Monopoli – Bari 27.8 sm

Auf unserer Etappe von Monopoli nach Bari haben sich Wind und Welle aus Nord-West bereits etwas abgeschwächt. Anfangs motoren wir an zahlreichen Fischfarmen genau in den Wind und kümmern uns nebenbei um die Kalibrierung unseres elektronischen Windanzeigers. Etwa ab halber Strecke nehmen wir die Genua zur Hilfe und werden rund einen Knoten schneller. Reisegeschwindigkeit 5-6 Knoten. Endlich! Es erstaunt mich immer wieder, wie sehr einen Wind und Welle gegenan einbremsen.

Anschliessend beobachten wir unzählige jagende Fischschwärme die immer durch die zahlreichen darüber kreisenden Möwen gut zu erkennen sind.

Unser Einlaufen in den Hafen verläuft problemlos. Vom befürchteten Fährverkehr ist in der Hafeneinfahrt keine Spur. Zum Glück, denn unser Autopilot will das Steuer kaum freigeben. Auch das sonst erfolgreiche harte Ruder legen sorgt zwar für fürchterliches Knacken, das Ruder kommt dabei aber trotzdem nicht frei. Einige Vollkreise im Vorhafen sind nötig, um endlich wieder vernünftig manuell steuern zu können. Gut, dass der neue Autopilot als Ersatzteil bereits mit an Bord ist. Jetzt muss ich mich eigentlich „nur“ noch um den Einbau des neuen Linearantriebs kümmern.

Nach zwei erfolglosen Funksprüchen (einmal Englisch, einmal Italienisch) erreichen wir die Marina telefonisch und liegen kurze Zeit sicher vertäut am Steg einer örtlichen Segelschule.

Noch selben Abend nutzen wir den kostenlosen Shuttle Bus der eigentlich die Fährpassagiere vom nahegelegenen Ticketschalter zu dem Fähranlegern am anderen Ende des weitläufigen Hafens bringt für einen Abendspaziergang durch das historische Zentrum von Bari. An einem belebteren Platz finden wir hauchdünne Pizza zum Abendessen und kaufen auf dem Nachhauseweg in der Strada delle Orecchiette die berühmten Nudeln (das Foto kostete wohl extra 😅).

Am nächsten Tag erkunden wir die Fussgängerzonen und wundern uns über skurrile Firmen und Restaurantnamen bevor wir nach einem Abstecher zum Shipchandler (Einbau Autopilot) unsere Lebensmittelvorräte etwas aufstocken.

Als der Shuttlebus auf dem Rückweg zum Boot ewig auf sich warten lässt (wir vermuteten zwischenzeitlich der Fahrer würde Siesta machen) rufen wir in der Marina an um sicher zu gehen, dass der Bus noch kommt. Kurzerhand bietet Andrea, der sehr nette Büromitarbeiter an, uns mit seinem Auto abzuholen. Als fünf Minuten später der Bus doch noch in der Ferne auftaucht haben wir ein ziemlich schlechtes Gewissen. Wir rufen Andrea erneut an, doch er kann uns bereits sehen und winkt uns aus dem Auto zu. Er muss tatsächlich sofort nach unserem Anruf zum Parkplatz gesprintet sein um uns am anderen Ende des Fährhafens abzuholen 🙏. Grazie mille!

Zum Abendessen gibt es die berühmten Nudeln, bevor wir den Abend on Bord ausklingen lassen.

Etappe 2022 – 8: Brindisi – Monopoli 41.2 sm – „Kreuze hoch bis zur Schlossallee“

Eine windige erste Etappe: Eigentlich ist der Wind perfekt, nur leider weht er mal wieder aus der falschen Richtung (Nord-West). Dazu nach der Hafenmole sofort 2m Welle gegen an. Warum tun wir uns das nur an? Wer hatte bloß die Schnapsidee die Adria in Richtung Norden (entgegen der vorherrschenden Winde) hochzufahren? Zu allem Überfluss schleppen wir auch noch unser Dinghy hinterher und müssen einsehen: So wird das nichts! In einem Kraftakt ziehen wir das Dinghy heran und vertäuen es quer am Heck. So sind wir wenigstens etwas schneller.

Ich erhöhe die Motordrehzahl, doch ausser einem beunruhigenden Gummigeruch sorgt dies nicht für eine Verbesserung. Wir nehmen die Genua zur Hilfe und segeln hart am Wind. Immerhin nimmt dieser entsprechend der Vorhersage im Laufe des Tages ab und das Kabbeln von Meer und Crew wird weniger 😜.

In der Nähe unseres Etappenziels beobachten wir einen riesigen Fischschwarm dicht unter der Wasseroberfläche (der vermutlich grade gejagt wird). Am späten Nachmittag legen wir in unserem Etappenziel Monopoli an. Natürlich will ich mich hier auf die Suche nach der Schlossallee machen. Aber auch abgesehen von der lustigen Ähnlichkeit des Dorfnamens mit dem Namen des beliebten Gesellschaftspiels freue ich mich darauf, dieses sehenswerte Fischerdorf zu erkunden. Auch für social media affine Segler befinden wir uns an einem ganz besonderen Ort: Hier ging die Reise von Riley nach dem Kauf der ersten „La Vagabonde“ los…

Bei einem Abendspaziergang flanieren wir durch den doch sehr touristischen Ort und bestaunen das örtliche „Castello Carlo V“, das einem „Schloss“ am nächsten kommt 😉.

Wir gönnen uns eine zweite Nach in Monopoli und machen am Folgetag einen Ausflug ins etwa 20 km im Hinterland gelegene Alberobello. Vorallem Tatjana möchte unbedingt die Trulli, kleine, runde Spitzhäuschen sehen, die seit 1996 zum Unesco Weltkulturerbe gehören. Doch unser Besuch gestaltet sich Anfangs gar nicht so einfach: Mietwagen? Heute??? Nein frühestens Freitag, wir müssen den ja vorbereiten. Taxi? Klar, 80,- €, aber nicht sofort, man schlägt uns eine Abfahrt um 15 Uhr vor 😳. So kommt es, dass wir zu Bushaltestelle pilgern. Wir sind sehr begeistert, als wir diese tatsächlich finden und gegen 10:30 auch der richtige Bus hält, scheitern aber dann doch auf der Zielgeraden: Man kann die Tickets nur online kaufen. Der ungeduldige Busfahrer erklärt den vielen wartenden Touristen den Sachverhalt und düst los. Nächste Chance 13:15 Uhr! Wir besuchen ein nahes Kaffee und kämpfen uns durch die Internetseite von Trenitalia. Tatsächlich schaffen wir es ein Ticket zu buchen und erwischen den nachfolgenden Bus (der allerdings auf der anderen Straßenseite abfährt). Busfahren in Italien, vielleicht das letzte große Abenteuer unserer Zeit 😂.

Alberobello selbst ist mit rund 10.000 Einwohnern beschaulich, aber erneut ziemlich touristisch. Wir sehen uns die Trulli bei einem Spaziergang durch den Ort an und nehmen den Bus zurück (erneut auf der „anderen“ Straßenseite im Vergleich zur Angabe des Busfahrers der Hinfahrt 🤷‍♂️.

Abends lassen wir uns durch die Altstadt treiben. Die Eltern teilen sich leckere Pizza und Pastagerichte. Annika bleibt bei Pommes mit Ketchup.

Endlich Sommerferien! Weiter geht‘s: Von Brindisi aus in der Adria in Richtung Norden

Nachdem in den vergangenen sechs Wochen die Sanierung unseres Eigenheims so richtig Fahrt aufgenommen hat (mit der Heizungs- und Sanitärrohinstallation ist das erste Gewerk nun fertig) geht es für uns zur Erholung von der Baustelle wieder in Richtung Süden. Trotz häufig in den Medien breitgetretenem „Flugchaos“ läuft unsere Anreise nach Brindisi problemlos. Als wir an Bord ankommen, bin ich sehr froh, dass unser Vorsegel unsere Abwesenheit gut überstanden hat. Wir hatten die Segel dieses Mal nicht entfernt und ich hatte die zum Vorsegel gehörende Schot einfach einige Male um das Vorsegel geschlagen, um ein Abrollen durch Wind und Wetter zu verhindern. Das Bilgen sind trocken und ich widme mich in der Mittagssonne umgehend der Installation des schattenspendenden Biminis und der Solarzellen. Anschliessend holen wir unser per Post angekommenes Ersatzteilpaket ab. Trotz fehlendem Trackingcode ist unser Dieselzusatz sicher angekommen (das hatten wir auch schon anders 🤪). Zur Belohnung gibt es ein Eis bevor wir Abends den Tag bei Pizza ausklingen lassen.

Am nächsten Morgen pumpem wir das Dinghy auf, checken den Motor und schlagen die Sprayhood an. Um die Mittagszeit pilgern wir knapp drei Kilometer in einen etwas größeren Supermarkt zum Verproviantieren für die nächsten Tage. Während ich mich anschliessend einer kleinen Verbesserung an unserer Gangwayplattform widme, verbringen Annika und Tatjana den Nachmittag am Strand bevor wir abends an Bord kochen.

Am Sonntag Morgen lege ich einhand ab und laufe die Tankstelle der Marina an. Tatjana und Annika sind zu Fuss aufgebrochen um mir dort die Leinen abzunehmen. Endlich tanken wir wieder einmal voll! Eine Situation wie vor wenigen Wochen, als wir im Otranto Kanal gegen 25 Knoten anmotort sind und die Dieselvoräte langsam zu Neige gingen, soll sich möglichst nicht wiederholen. Während sich Tatjana mittags zum Obststand aufmacht, puzzle ich mit Annika an Bord.

Nachmittags machen wir einen Familienausflug zu Strand bevor wir zum Abendessen den Heckkorbgrill wieder in Betrieb nehmen.

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