Unsere zweite Etappe führt uns wieder auf eine Insel und weg vom Trubel der “Grossstädte” auf dem Festland. Mit schönstem Segelwind um 15 Knoten aus Südwest segeln wir am Wind rund 12 Seemeilen ins Fischerdorf Milna.
Hier verbringen wir aufgrund möglicher Gewitter erneut nur eine Nacht.
Nach einem letzten Abendessen in unserer Lieblings-Konoba in Trogir brechen wir am Sonntag zur ersten Etappe des Jahres auf. Da Tatjana gerne noch die Hauptstadt Dalmatiens besuchen würde, entscheiden wir uns nach dem Tankstopp für die gut 15 Seemeilen lange Etappe nach Split. Leider ist uns die böige Bora unterwegs nicht wirklich wohl gesonnen, und wir können nur zweimal kurz das Vorsegel ausrollen. Es wird also überwiegend motort. So machen wir nach etwas mehr als drei Stunden in der recht engen ACI Marina in Split fest und schlendern der Promenade entlang in die sehenswerte Altstadt. Annika bekommt ihr obligatorisches Erdbeereis, bevor wir in einem örtlichen Restaurant zu Abend essen.
Am ersten Hafentag in der Marina Baotic schlagen wir trotz Wind die Segel an und während die Damen zum Einkaufen spazieren erweitere ich unsere Solarinstallation um ein drittes Panel (die Verkabelung wird sicher noch optimiert) und fahren jetzt mit 180 statt 120 Wp umher um unseren Energiebedarf zu decken.
Auch der nächste Hafenplatz wird gebucht, trotz sehr durchwachsener Reviews wollen wir die ACI Marina in Split anlaufen um auch die “Hauptstadt Dalmatiens” zu besichtigen.
Eineinhalb Tage vor meiner Familie fliege ich Mittwochs nach Split um in der Marina Trogir das Boot auf Vordermann zu bringen und vor allem Einzuwassern. Obwohl wir hier über Winter ein kleines Vermögen gelassen haben, können wir im Wasser nämlich maximal bis 12 Uhr am Freitag liegen. Dann übernehmen die Charterkunden zum Crewwechsel die Marina. Keine Gastlieger! Praktischerweise gibt es bei der Marina Baotic in der selben Bucht gegenüber ausreichend Liegeplätze. Diese kosten “lustigerweise” Freitags aber 50 EUR mehr als an jedem anderen Tag der Woche 🤷♂️. Nun denn, mit Mietwagen verproviantiere ich die schweren Dinge wie Wasser, Bier, Cola, Milch und Tomatensauce und besorge im Hafenamt die neue “Permit” für unser Boot.
Online hatte das mit der “Vigneta” leider aufgrund des in Triest vorgenommenen (und im letzten Jahr verschwiegenen) Motorwechsel nicht geklappt. Erst im Winter hatte ich unser Flaggenzertifikat entsprechend anpassen lassen.
Nach endlosem Warten auf den Kran war es am späten Donnerstag Nachmittag endlich so weit und Zanzibar schwimmt wieder. Sprayhood, Bimini und zwei Solarzellen sind rasch montiert. Ein drittes Solarpanel hatte ich per UPS hierher geschickt. Es soll den Energiebedarf unseres in die Jahre gekommenen Kühlschranks decken, wartet aktuell aber noch im Achterschiff auf seinen Einsatz. Auch der gröbste Winterdreck wird entfernt und Zanzibar ist schon fast wieder schick.
Morgen in aller Herrgottsfrühe hole ich Annika und Tatjana vom Flughafen ab, bevor wir uns wie erwähnt in die Marina Baotic verholen (müssen). Am Sonntag wollen wir dann aus Trogir aufbrechen. Falls das Wetter uns denn erlaubt, die Segeln anzuschlagen. Am Freitag vormittag sind aktuell Gewitter angesagt. Es könnte ein ruckeliger Flug für meine beiden Damen werden.
Ich jedenfalls gönne mir nach getaner Arbeit erstmal ein landestypisches Abendessen…
Der Flug von Annika und Tatjana wird dann nicht nur ruckelig sondern dreht vor der Landung noch zwei Ehrenrunden. Dann ist die Crew endlich wieder komplett.
Nach der Taxifahrt zum Hafen warten wir im Cafe am Hafen den schlimmsten Regen ab bevor wir das Gepäck an Bord hieven.
Unter Deck beobachten wir den Regen mit böigem Wind bis 25 Knoten. Bei so einem Wetter würden wir eigentlich nicht ablegen. Aber es hilft nichts, gegen 12:30 Uhr werden wir von den Marineros erinnert, dass der Liegeplatz für Chartergäste freizumachen ist. Wir legen ab und verholen uns in die nur knapp 1 Seemeile gegenüber liegende Marina Baotic. Trotz Wind klappt das Anlegemanöver gut und der Urlaub kann mit einem Spaziergang zur Eisdiele in Trogir starten.
Was bei der letzten Ausgabe der Vendee Globe wegen Corona und Publikumsausschluss noch ein Ding der Unmöglichkeit war, wird diesen Herbst in die Tat umgesetzt: Wir haben ein Wohnmobil gemietet und fahren zum Start der 10. Ausgabe der Vendee Globe am Sonntag den 10. November an die Atlantikküste.
Wir brechen am Mittwoch zuhause auf und gewöhnen uns zunächst an den Umgang mit dem 7m “Schiff” auf französischen Autobahnen. Erstes Etappenziel wird Dijon, das wir nach einer ersten Nacht auf einem überraschend gut besuchten Wohnmobil-Stellplatz mit unseren mitgebrachten Fahrrädern besichtigen.
Mittags geht es weiter nach Nantes, wo wir erst im Dunkeln ankommen und uns am nächsten Morgen auf dem an den Stellplatz angrenzenden Campingplatz eine warme Dusche erschnorren. Früh morgens geht es weiter ins nur 1.5 Stunden entfernte Olonne sur Mer. Auch hier haben wir Glück und sichern uns den vorletzten Stellplatz für unser Wohnmobil, bevor wir uns mit dem Rad ins etwas 30 Fahrradminuten entfernte Racevillage aufmachen.
Das war wichtig, da der Pontoon mit den Regattabooten am Samstag und Sonntag (Starttag) nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich ist.
Nach einer Wartezeit von rund 1.5 Stunden können wir die Boote uns einige Skipper (Jean LeCam, Clarisse Kremer, Denis van Weynbergh, Justine Mettraux, Charlie Dalin und den Schweizer Simon Koster (ein Mitglied des Team Hublot um Alan Roura) aus der Nähe bestaunen.
Auch für den Samstag haben wir uns angemeldet und besichtigen (bei noch deutlich grösserem Besucherandrang) nach endlosen Wartezeiten neben dem Stand von Maxime Sorel eine alte Imoca, mit der Fabrice Amedeo an einer früheren Ausgabe der Vendee Globe teilgenommen hat. Ganz schön spartanisch…
Auf dem Rückweg zum Wohnmobil erhaschen wir in einer Brasserie an der Strandpromenade zufällig einen Blick auf einige Mitglieder des Team Malizia inklusive Pierre Casiraghi und Boris Herrmann die hier auf den morgigen Start anstossen.
Wir entscheiden uns mit Kleinkind das Auslaufen der Boote nicht auf der Mole zu verfolgen sondern am weniger überlaufenen aber dennoch gut besuchten Strand. Es herscht gerade Ebbe und wir haben verhältnismässig viel Platz. Trotzdem, die Menschenmassen, die hier das Rennen verfolgen, sind unbeschreiblich. Fussballspiele können da überhaupt nicht mithalten. Die Franzosen sind derart segelverrückt, dass viele hundertausend Menschen den Rennstart vor Ort verfolgen.
Wir beobachten wie die Boote einige Zeit am Horizont hin und her kreuzen und auf den offiziellen Rennstart warten, den wir uns auf dem iPad unterwegs ansehen. Wir fahren weiter nach Noirmoutier, wo wir den Kurztrip entspannt und mit weniger Trubel ausklingen lassen wollen…
Heute dauert unser Verholen von der ACI Marina Trogir in die Marina 21 Trogir wo wir unser Winterlager aufschlagen genau 9 Minuten, dann sind wir wieder sicher vertäut und schlagen noch vor dem Mittagessen routiniert die beiden Segel ab. Tatjana nutzt den Trockner der Marina und wäscht unsere Bettwäsche einmal durch, während ich mit Annika einen Flicken auf unser Dinghy klebe. Hoffen wir, dass es hält… Wir diskutieren mit dem Service Team den geplanten ersten Service für unseren neuen Motor und finden sogar noch Zeit das Deck und die Scheiben der Sprayhood mit Süßwasser abzuspülen.
Nach einer Dusche und dem obligatorischen Aperitif im Cockpit tingeln wir erneut zum Abendessen in den Ort.
Am nächsten Tag beginnen wir zusammen zu packen, verstauen die Solarzellen und schlagen Bimini und Sprayhood ab. Zanzibar ist nackig. Wir entscheiden uns abends beim Absacker im Cockpit unsere Muring etwas dichter zu holen. Genau das Richtige Bauchgefühl! Denn bereits vor Mitternacht ziehen stürmische Gewitterböen durch und testen unseren Kugelfender am Heck.
Am nächsten morgen um 08:30 werden wir ohne weitere Komplikationen ausgekrant und auf den Lagerbock gestellt.
Unsere letzte echte Etappe in diesem Urlaub führt uns von Maslinica zurück ans kroatische Festland nach Trogir. Auch heute ist von Wind keine Spur und die knapp 10 Seemeilen verlaufen bis auf den Verkehr gegen Ende der Etappe ereignislos. Wir entscheiden uns aufgrund des kürzeren Fussweges in die Altstadt für eine Nacht in der ACI Marina Trogir. Erst am nächsten Tag wollen wir uns nach nebenan in die Marina 21 verholen, wo Zanzibar bis zum nächsten Frühjahr ausgekrant überwintern soll.
Der Anleger klappt problemlos. Während des anschließenden Anlegebiers beobachten wir wie am Nachbarsteg beim Anlegen einer 60 Fuß Motoryacht ein kleines Kind von der Heckplattform ins Wasser fällt. Sofort herrscht große Aufregeung und die Marinamitarbeiter signalisieren dem Skipper die Maschinen zu stoppen, Gott sei Dank passiert nichts und der unfreiwillige Schwimmer wird unverletzte aus dem Wasser gezogen.
Nachmittags erkunden wir die sehr sehenswerte Altstadt von Trogir und gehen abends wie so häufig in einer örtlichen Konoba essen.
Die ACI Marina selbst gewinnt keine Auszeichnungen mehr. Alles wirkt sehr in die Jahre gekommen. Unabhängig von der Einstellung kommt aus den Duschen nur heisses Wassser, damit das Wasser überhaupt fließt muss man den entsprechenden Taster alle 2 Sekunden drücken. Zum Glück habe ich kurze Haare… In den Toiletten gibt es ebenso wie in den Duschen kein Licht. In den entsprechenden Deckenöffnungen fehlen sowohl Lampen als auch Lampenfassungen. Apropos Licht, was in den Sanitäranlagen zu wenig, ist am Steg zu viel. Abends ist dieser genau wie unser Cockpit mit Halogenstrahler perfekt ausgeleuchtet. Nichts hier rechtfertigt die 126,- Euro Tagesliegegebühren. Erst recht, wenn man bedenkt, dass wir in der Nachbarmarina nur 76,- Euro bezahlen in die wir uns am nächsten Vormittag verholen.
Nach dem Kaffee legen wir von der Boje in Rogoznica ab. Der kroatische Wetterdienst sagt wie bereits häufig Wind von 0-40 Knoten aus wechselnden Richtungen vorher. Windy sagt Flaute, was die Bedingungen die wir vorfinden auch ziemlich treffend beschreibt.
Kurz täuscht der Wind an, schläft aber gleich darauf wieder ein und wir motoren nach Maslinica in die Nähe unseres diesjährigen Winterlagers in Trogir.
Hier liegen wir in einem netten kleinen Örtchen. Eigner im Innenhafen, Charterboote an der Aussenmole. Auch irgendwie fies 🙃. Immerhin scheint diese Regel nicht allzu konsequent umgesetzt zu werden. Als wir nachmittags am Strand schwimmen, wird auch innen nach und nach mit Charterer aufgefüllt…
Abends gibt’s in einer örtlichen Konoba frittierte Tintenfischringe und Cevapcici bevor wir am nächsten Morgen in die Bucht von Trogir aufbrechen wollen.
Die Bora ist weg, wir motoren also die 16 Meilen nach Rogoznica. Wir testen dabei zum Ersten Mal das neue iPad zur Navigation. Das alte hatte ja bisweilen einige GPS Kapriolen gemacht und ist außerdem nicht ewig fähig, kann also nicht ideal als Internetzugang an Board verwendet werden. Nach einigem Kampf mit den Datenschutzeinstellungen werden ich die AIS Ziele wieder wie gewohnt bei Navionics angezeigt und wir legen kurze Zeit später an einer zur Marina gehörenden Boje an. Die Marina selbst ist aufgrund einer Regatta bis 2. September ausgebucht.
Motiviert pusten wir das Dinghy auf und überlegen bereits, ob wir unseren Plan heute an Bord zu kochen über Bord werfen und in den Ort aufbrechen sollen, als uns der zickige Außenboarder einen Strich durch die Rechnung macht: Im Leerlauf läuft er prima, sobald der Gang drin ist stirbt er nach einiger Zeit plötzlich ab. Ausserdem hat es ein kleines Loch. Da waren die Steine am Strand beim Baden nach unserer Ankunft wohl doch zu spitz.
Es wird also selbst gekocht. Wenigstens haben wir eine schöne Aussicht auf den Townpier an dem heute einer Sunsail Flotille liegt. Da werden Erinnerungen wach…
Am nächsten Morgen hüpft Tati kurz ins Wasser, bevor wir früh ablegen. Wie haben über 30 Meilen vor uns und wollen zurück ans Festland. Wollten wir zuerst an der Promenade in Sibenik festmachen, entscheiden wir uns unterwegs nach Empfang einer Starkwindwarnung für den Abend dann doch für die D-Marin Marina.
Hier macht Tatjana einen weiteren Abstecher ins Krankenhaus: Röntgen, Labor, erneut das volle Programm. Das Fieber ist zwar weg, aber beim Treppensteigen in der Altstadt merkte man die Nachwirkungen Ihrer Lungenentzündung und die damit einhergehende Luftnot doch noch sehr deutlich.
Krankenhaus Nummer drei – diesmal etwas größer…
Wir lassen uns mehrfach von einem netten Taxifahrer von der Marina in die Altstadt (bzw. zum Krankenhaus) fahren geniessen die örtlichen Restaurants. In der Marina liegen wir zwar an äußersten Steg an einem Fingersteg, können aber die Annehmlichkeiten (vorallem Landstrom und Dusche) voll auskosten. Klimaanlage sei Dank ist es unter Deck halbwegs erträglich, denn gerade liegt eine Hitzewelle mit Temperaturen jenseits von 35 Grad über Dalmatien.