Die erste Etappe unserer Reise in diesem Jahr führt uns zurück nach Triest. Die Stadt hat uns bei unserer Stippvisite im letzten Jahr sehr gefallen und so wollen wir auch dieses Jahr vorbeischauen um ein letztes Mal italienisches Eis und Flair zu geniessen, bevor wir Italien vorerst den Rücken kehren und weiter in Richtung Balkan segeln.
Trotz angesagter Gewitterneigung motoren wir durch die Flaute unserem Tagesziel entgegen, sortieren unterwegs die Reffleinen und legen nach etwa 3 Stunden in der uns bereits bekannten Marina San Giusto an. Nach dem Anleger machen wir einen Spaziergang zur uns empfohlenen (und empfehlenswerten) Eisdiele Zampolli in Bahnhofsnähe und bummeln durch die Fussgängerzone zurück in Richtung Hafen. Nach einer warmen Dusche gibt es an Bord Bruschetta. Das Bootsleben hat uns wieder 😊
Am Vatertag fliege ich nach Venedig um mich von dort per Mietwagen auf zum Boot zu machen. Es soll am morgigen Freitag ins Wasser gekrant werden, bevor die Familie am Samstag nachkommt. Ich will hier das Wochenende nutzen um das Boot klar zu machen damit wir keine wertvollen Urlaubstage unseres nur zweiwöchigen Pfingsturlaubs vergeuden und am Montag direkt in See stechen können. Hier treffe ich auch einen Bekannten, der sein Boot seit vielen Jahren in Monfalcone liegen hat. Mit seiner helfenden Hand verhole ich das Boot an den Steg und putze stundenlang Laub und Dreck von Deck. So dreckig habe ich Zanzibar in all den Jahren tatsächlich noch nie gesehen. Anschliessend schlagen wir Vor- und Grosssegel an und ich ersetze das vom UV-Licht stumpf gewordenes Display unseres Tiefenmessers. Der Tausch des Impellers erfolgt gerade noch rechtzeitig. Einer der Gummiflügel hängt nur noch am berühmten seidenen Faden…
In diesem Urlaub wollen wir weniger Strecke im Richtung Slowenien und Kroatien machen und planen unser Boot im nur etwa 60 Seemeilen weiter südlich gelegenen Pula bis zu unserem Sommerurlaub „zwischen zu parken“.
Der Familienrat tagt lange, ehe wir uns nach nur einer Nacht in Porto San Rocco zur etwa 15 Seemeilen langen Überfahrt in unser Winterlager bei Monfalcone entscheiden. Der Himmel ist grau, immer mal wieder waren in den letzten Tagen für heute Vormittag Gewitter angesagt. Da das Wetter jedoch gegen Ende der Woche nicht besser wird und unser Krantermin am Freitag gebucht ist, entscheiden wir uns es zu wagen. Statt dem angesagten achterlichen Wind haben wir (mal wieder) Wind von vorn.
Wir müssen nach dem Verlassen unseres Ausgangshafens zunächst einer Fähre und später insgesamt vier Pilotbooten Platz machen. Kurze Zeit später weichen wir einem Opti-Schleppverband nach dem anderen aus. Insgesamt sind sicher über hundert Boote auf dem Weg aus Triest hinaus in die Bucht. So schlimm sollte das Wetter also nicht werden 😉.
Es folgt eine ereignislose Restetappe unter Motor, ehe wir mit den ersten Regentropfen und unter Donnergrollen in die Oceanmarine Werft-Marina einlaufen. Telefonisch wurde uns Liegeplatz Nr. 18 an Steg Nr. 1 zugewiesen. Als wir vorfahren, verholen 2 Mitarbeiter gerade eilig ein dort festgemachtes Motorboot. Kurze Zeit späte sind wir am vermutlich nördlichsten Mittelmeer-Steg Italiens fest. Der Liegeplatz an einem Fingersteg ist für unser Boot eigentlich etwas zu kurz, allerdings liegen wir (trotz Industriegebiet, das wir bei der Ansteuerung sehen) erstaunlich grün und für Annika gibt es neben einem Spielplatz sogar einen Pool zum Planschen. Was will man mehr…
Nach einem fischlastigen Abendessen im Marinarestaurant pustet es in der Nacht erneut ungewöhnlich stark. Der Skipper liegt wach. Ein wirklich seltsames Sommerwetter ist das dieses Jahr. Bleibt zu hoffen, dass sich das wieder beruhigt und sich Mittelmeersegeln durch den Klimawandel nicht mehr und mehr zum Gewitter- und Sturm Ausweich-Spiel entwickelt.
An unserem ersten Hafentag bleibt es trocken. Ideal also um Segel, Spayhood und Bimini erst zu trocknen und anschliessend abzuschlagen und zu verstauen. Als Zanzibar nackig am Liegeplatz steht, gönnen wir uns ein Eis und Annika einen Besuch von Spielplatz und Pool.
Routiniert machen wir das Boot “winterfertig” während Annika auch an den Folgetagen den Pool ausgiebig nutzt.
Selbstredend regnet es zu unserem Krantermin. Und es bläst! Die Marina Mitarbeiter geben uns zu verstehen, dass wir uns beeilen müssen. Wenn das Wetter noch schlechter wird kranen sie nicht mehr. Also los! Routiniert legen wir ab, wenden auf Zuruf in der Boxengasse und Zanzibar steht kurze Zeit später auf einem Lagerbock auf dem Hafengelände: Mission complete!
Nach unserer Stippvisite in Slowenien fahren wir zurück nach Italien, wo wir Ende der Woche bei Monfalcone unser diesjähriges Winterlager beziehen wollen.
Unsere recht ereignislose Motorfahrt durch die Flaute wird kurz vor Schluss durch eine Begegnung mit einem Tanker inklusive Pilotboot und einer Gruppe Nudisten, die scheinbar nichts von Ihrer Ausweichpflicht ahnen und mit Ihrem Segelboot knapp an uns vorbeigleiten doch noch etwas spannender.
In Porto San Rocco liegen wir in einer in eine Art Ferienanlage integrierten Hafen an einem Fingersteg. Der eigentliche Ort Muggia ist zu Fuss entlang der Strandpromenade etwa 15 min entfernt. Da die meisten Restaurants im Ort heute Ruhetag haben, entschliessen wir uns es bei einem Aperitif in einer Bar zu belassen und an Bord zu kochen.
Bevor morgen wieder Gewitter angesagt sind, segeln wir heute in Richtung Süden über die Grenze nach Slowenien. Wir segeln! Auch wenn der Wind wie eigentlich fast immer von vorn kommt, lässt der Windwinkel einen direkten Am-Wind Kurs auf unser Tagesziel Izola zu. Hier wollen wir das Gewitter am Sonntag abwarten und danach (natürlich erneut mit vorhergesagtem Wind von vorn) zurück nach Italien unserem diesjährigen Winterlager entgegen.
Der Unterschied zu Italien ist nicht zu verleugnen: Man funkt Englisch! Auch der Marinero der uns beim Anlegen hilft begrüsst uns auf Englisch. Sobald wir das Hafengelände verlassen fallen uns ausserdem die sozialistischen Betonbauten auf. Auch die Strandkultur ist hier eine völlig andere: Man liegt in Parks (oder Vorgärten von Hotels) und steigt über Betontreppen hinab ins Meer. Einen Sandstrand sucht Annika hier vergeblich. Der Meeresgrund besteht aus Kieselsteinenen. Nachdem wir den kleinen Ort etwas erkundet haben gehen wir im Ort essen.
Auch kulinarisch sind wir wohl in einer anderen Welt angekommen: Fleischlastige (durchgebratene) “Balkanteller” mit Ayvar und Zwiebeln. Immerhin gibt es Pizza für Annika.
In unserer ersten Nacht wache ich um 4:57 Uhr auf. Das für 5:00 Uhr angekündigte Gewitter ist da und drückt uns Richtung Steg. Da der Wasserstand seit unserer Ankunft zurück gegangen ist, sind unsere Moorings zu locker. Wir stossen mit der hinteren Scheuerleiste leicht gegen die Mauer. Ich starte im strömenden, kalten Regen den Motor um einen Fender zwischen Steg und Boot zu drücken.
Als wir gegen kurz nach 8 aufstehen, ist vom morgendlichen Gewitter nichts mehr zu sehen. Ausser einem Muschel-Abdruck an unserer hinteren Scheuerleiste haben die Sturmböen keine Spuren hinterlassen. Wir verholen das Boot sicherheitshalber trotzdem etwas weiter nach vorn.
Wir schlendern durch den Ort, trinken in einer strategisch günstig gelegenen Bar einen Kaffee und baden heute am zweiten fussläufig zu erreichenden Kiesstrand.
Obwohl sich nachmittags am Horizont erneut Wolken türmen bleibt es ruhig.
Laut Wettervorhersage soll es heute eine Gewitterpause geben. Wir fahren deshalb trotz angesagter “Flaute von vorn” nach Triest um die letzte größere Stadt unserer Tour rund um Italien zu besichtigen.
Der Autopilot verrichtet klaglos seinen Dienst und sorgt bei der Motorfahrt, auf der nur zweimal kurz auch das Vorsegel zum Einsatz kommt, für einen entspannten Skipper, der sich auf den Ausguck konzentrieren und zwischendurch sogar mal pinkeln gehen kann 😉.
In den Seealpen am Horizont türmen sich auch heute wieder ungewöhnliche Wolkenformationen auf, aber es bleibt ruhig. Vor der Hafeneinfahrt passieren wir die vor Anker liegende Segelyacht A, die wohl noch immer von den EU Sanktionen gegen Russland betroffen hier festhalten wird.
Kurze Zeit später wird uns ein Platz an einem Schwimmsteg in der Marina zugewiesen und wir legen an.
Wir erkunden die Kaffeestadt an insgesamt 2 Tagen. Ausserdem schaffe ich es tatsächlich unseren Windanzeiger und Tiefenmesser wieder zum Leben zu erwecken. Beide wurden vom alten, in Grado ausgebauten Autopiloten mit Strom versorgt und versagten nach dem Wechsel dadurch Ihren Dienst. Jetzt fährt das alte Bedienteil hinter der Verkleidung der Steuersäule mit. Keine besonders elegante aber eine funkionale Zwischenlösung, bis auch die anderen Instrumente deren Ablesbarkeit immer schlechter wird ersetzt werden. Ausserdem bastle ich an unserer Toilette. Wir vermuten nämlich, dass die verbauten Schläuche beim Wechsel der Seeventile vor über 4 Jahren in Port Grimaud vertauscht wurden und unser Frischwasser seither sehr nahe am Abwasserschlauch angesaugt wurde. Das wiederum war der feinen Nase der Bordfrau zuwider. Während Annika und Tatjana also in der Stadt einen Spielplatz erkunden vertausche ich den tiefer liegenden Auslass unserer Duschpumpe mit dem Ventil für den Seewasserzulauf der Toilette. Da der alte Zulaufschlauch zu störrisch ist um über den Anschlussnippel am anderen Seeventil zu rutschen wird er kurzerhand durch einen neuen Schlauch vom örtlichen Shipchandler ersetzt.
Abends begleichen wir die Hafenrechnung bevor wir uns auf der Dachterrasse der Marina einen Aperitif gönnen und anschliessend an Bord zu Abend essen. Als wir fast mit dem Essen fertig sind fällt uns ein: Wir haben beim Bezahlen die Bootspapiere gar nicht zurück bekommen! Natürlich hat das Büro schon zu als Tatjana nachfragen will. Naja, wir müssen morgen vor unserer Abfahrt ohnehin noch den Duschschlüssel zurückgeben. Auf dem Rückweg erklärt der zufällig anwesende Marinero, dass das das ganz normale Vorgehen wäre: In Italien ist es so, dass man wegen Vorgaben der Guardia Finanza die Papiere erst zurück bekäme, wenn man wirklich los fährt. Interessant! Haben wir dies während unserer Tour um den kompletten Stiefel doch noch nie so erlebt. In Grado wollte die Lega Navala unsere Papiere noch nicht einmal sehen. Dort hiess es: “I only need money!”
Kurz nach dem Ablegen von unserem Liegeplatz in Caorle docken wir an der örtlichen Bootstankstelle an, um unseren Dieseltank vor der heutigen Etappe nach Grado aufzufüllen. Zwischen den Gewittertagen soll es heute ein eher windarmer Tag werden. Falls Wind kommt, kommt er von vorn: Das kennen wir schon.
Wir motoren also in Richtung ENE, werden unterwegs von kleineren Regenschauern geduscht…
In Grado wollen wir insgesamt drei Nächte bleiben um weitere vorhergesagte Gewitter abzuwarten. So untypisch das Wetter diesen Sommer auch ist, der Wetterbericht stimmt meist hervorragend und sämtliche vorhergesagten Gewitter kamen auch mit maximal 15 Minuten um die vorhergesagte Zeit herum.
Wir peilen den Stadthafen in Grado an, in dem man mitten in der Stadt mit dem Bug an einer Boje und dem Heck am Pier festmacht. Ungewohnt für uns, das merkt man auch 😉. Der Plan des Skippers eine lange Leine von der Bugklampe zum Heck zu führen und dort die Boje einzufangen ist nicht schlecht, wird durch unser vorwärts an der Boje vorbeidriften aber vereitelt und ruck zuck ziehen wir 20m Leine durchs Wasser. Gar nicht gut. Wir holen die Leine wieder ein und versuchen vom Bug die Boje mit dem Bootshaken zu greifen. Doch es ist Hochwasser und wir können die Boje nicht weit genug anheben um die Leine durchzufädeln. Wir bitten einen Mitarbeiter der Stadt, der mit seinem kleinen Arbeitsboot gerade Seegras aus dem Hafenbecken fischt uns zu Hilfen und haben endlich unsere Leine an der Boje. Zwischenzeitlich wartet bereits ein italienischer Segler am Pier und nimmt uns die Heckleinen ab. Wie peinlich, wir sind die Hauptdarsteller im Hafenkino und es hat nichtmal Wind…
Naja, wir sind fest! Was mich im Nachgang ziemlich ärgert ist, dass in unmittelbarer Nähe ein deutsches und ein österreichisches Segelboot liegen. Alle kucken zu, keiner kommt auf die Idee einem Boot das sich offensichtlich schwertut zu helfen. Es braucht einen italienischen Segler vom anderen Ende des Hafenbeckens… Ich bin sprachlos!
Etwas später fällt uns ein, dass wir sogar einen Schnappkarabiner an Bord gehabt hätten, den wir in die Boje hätten einklicken können 🫣.
Während unseres Aufenthalts zieht ein Gewitter nach dem anderen durch und ich versuche den neuen Autopilot zum laufen zu bekommen. Bei Restaurantbesuchen, beim Bäcker und auch sonst an jeder Ecke fällt uns auf: Man spricht deutsch! Der Eisverkäufer verabschiedet einen mit “Tschüss, schönen Tag noch!” Nicht so richtig authentisch…
Als der Autopilot endlich läuft folgt auf die Begeisterung die umgehende Ernüchterung: Wind- und Tiefenmesser funktionieren nicht mehr. Sie haben offensichtlich im alten Sealtalk Netzwerk miteinander kommuniziert. Ins Leere laufende Kabel (die ich vorsichtshalber beschriftet und in der Steuersäule belassen habe) scheinen für das Netzwerk ein no-go: Wieder eine Baustelle mehr…
Nach 4 Nächten in Venedig wagen wir es und ziehen weiter. Beim Ablegen weht zur ein kräftiger Seitenwind, aber das Barometer ist etwas gestiegen, und heute soll es laut Vorhersage nicht gewittern. Als wir die verkehrsreiche Lagune verlassen sind wir zunächst topmotiviert zumindest das Vorsegel zu setzen und in Richtung NE zu kreuzen. Bald darauf müssen wir jedoch einsehen, dass es so ein seeeeehr langer Tag werden würde. Wir brechen ab und motoren einmal mehr.
Als sich die Wolken hinter uns auftürmen wird die Bordfrau zunehmend nervös. Doch wir haben Glück und (wie bereits die letzten Tage) stimmt der Wetterbericht perfekt: Das Gewitter kommt nicht.
Wir passieren ein Flutschutztor und machen in Caorle fest. Als wir erfahren, dass der Liegeplatz hier mit 80,- €/Nacht genauso teuer ist wie in Venedig sind wir verwundert, aber es hilft ja nichts. Wir liegen hier in einer kleinen Siedlung von Ferienhäusern mit Liegeplatz davor. Fast ein bisschen wie in unserem Ausgangshafen in Port Grimaud…
Auf dem Weg zum Strand (Annika will dringend im Meer baden) staunen wir über den 70er Jahre Charme des Örtchens und gehen abends in einem Touristenlokal essen. Aufgrund des Wetter bleiben wir nur eine Nacht hier und wollen morgen früh nach einem Besuch bei der Bootstankstelle weiter nach Grado…
Aufgrund der uns bevorstehenden relativ kurzen Etappe legen wir erst am späten Vormittag in Chioggia ab. Kaum aus der Lagune draußen setzen wir bei leichtem Wind aus Nord die Segeln, müssen aber bald einsehen, dass der Wind zu leicht und zu nördlich weht um um die Muschelfarmen herum zu kommen. Wir motoren also weiter und biegen bald wieder in die Lagune von Venedig ab. Wir passieren das prägnante Hochwasserschutzsystem, das wir erst für Kreuzfahrtterminals halten und erleben die immer dichter werdenden Schiffsverkehr bei unserer Fahrt in Richtung Zentrum. Was unseren Liegeplatz angeht haben wir wirklich Glück: Wir liegen in Sichtweite des Markusplatz am Steg eines kleinen Segelclubs und werden überaus freundlich empfangen.
Nach einer ersten Erkundungstour der Museumsinsel auf der wir festgemacht haben gibt es an Bord Pasta. Kurz danach frischt der Wind auf bis zu 30 Knoten auf und das angesagte Gewitter kommt tatsächlich. Ich bin froh! Ist es normalerweise doch so, dass wir unsere Reisepläne (auch wegen Annika) übervorsichtig gestalten und das befürchtete Wetter kommt meist nicht. Nicht so dieses Mal: Wir sind sehr froh bereits im engen Hafen zu liegen. Bei viel Wind, wäre es hier wirklich sehr eng…
An unserem ersten Hafentag kaufen wir online einen 3-Tagespass für den örtlichen (Wasser-)Nahverkehr und nutzen ihn direkt ausgiebig.
Wir besichtigen den nur einen Katzensprung entfernten Markusplatz und fahren einmal komplett um die Hauptinsel, durch den Canale Grande, unter der Rialtobrücke durch und kaufen in einem gut sortierten Supermarkt Grillwürstchen und allerlei anderen Proviant ein.
Beim Grillen abends gibt es durch aus den Würstchen tropfendes Fett eine Stichflamme am Heckkorbgrill und ich habe grosses Glück, die Krankentransportboote die wir tagsüber beobachten konnten nicht selbst in Anspruch nehmen zu müssen.
An unserem zweiten Hafentag streiken die Angestellten des ÖPNVs. Im Touri-Office wurde uns aber zum Glück mitgeteilt, dass die Grundversorgung der Inseln garantiert ist. Ansonsten würde es auf San Giorgio Maggiore auf der unser Hafen liegt sehr sehr ruhig (und gäbe nicht einmal Eiscreme für Annika). Es fahren einfach weniger Fähren als sonst. Dazu passt, dass die Polizei ausgerechnet heute per Radar auf Raserjagd geht. Wir machen einen kurzen Abstecher nach Guidecca, beobachten eine Sportboot Wasser-Demonstration vor dem Markusplatz und trinken einen Cappucino mit Blick auf die gegenüberliegende Lagune.
Nach unserer Rückkehr zum Boot wettern wir das heftigste Gewitter, dass wir bisher erlebt haben ab. Ich mit Annika (die zum Glück überhaupt keine Angst hat) auf dem Boot, Tatjana, die gerade unseren Hafenplatz bezahlen wollte, im nahen Museum. Innerhalb weniger Sekunden verdunkelt sich die Himmel und wir werden von extremen Böen durchgeschüttelt. Ich kann die Gangway gerade noch in Sicherheit bringen und sorge mich anschliessend um Bimini und Solarzellen. Doch alles geht gut und ausser zweier offener Nähte an den Gurten des Biminis verzeichnen wir keinen Bruch.
Nachdem wir uns vom Schreck etwas erholt haben fahren wir erneut auf die Halbinsel und belohnen uns mit einem Eis bevor es zurück an Bord Pasta gibt. Wir haben uns in Venedig bewusst gegen die Besuche in den zumeist teuren und völlig aus Touristen zugeschnittenen Restaurants entschieden und geniessen beim Abendessen an Bord unsere wunderschöne Aussicht und spektakuläre Sonnenuntergänge.
Am letztem Landtag machen wir erneut eine ausgedehnte Tour durch den Canale Grande und setzen mit der Sparversion der Venezianischen Gondeln über: Für nur 2,- Euro kann man sich an manchen Stellen der Lagune (als Brückenersatz) von einem Gondoliere kutschieren lassen. Für Annika, die von den “Gondole” begeistert ist und an jeder Fußgänger-Brücke die Durchfahrt derselbigen abwarten will ein tolles Erlebnis!
Während wir mit dem Vaporetto den Canale Grande entlang schippern verdunkelt sich der Himmel und es braut sich erneut ein Gewitter zusammen. Mit der Erfahrung von gestern entschliessen wir uns, am Markusplatz auszusteigen um uns unter den Arkaden unterzustellen, wo die Kellern (ebenfalls mit der Erfahrung von gestern bereits die Tischdecken von den Aussentischen einsammeln. Kurze Zeit später bricht die Hölle los und ein heftiger Gewitterschauer setzt den Markusplatz mal eben 10 cm unter Wasser. Was für Wetterkapriolen!
Nach wir am Samstag Abend in Albarella ankamen und das Boot am Sonntag abfahrbereit gemacht haben geht es am Montag auch schon los. Zum Eingewöhnen steht heute nur eine kurze Etappe an: Wir wollen um die Ecke nach Chioggia, unserem ersten Ziel IN der Lagune von Venedig. Die erstem anderthalb Stunden motoren wir in Richtung Nord: wiedermal Flaute!
Ab der Osttonne vor Porto Fossone können wir tatsächlich bei leichten Winden aus Nord segeln. Zunächst nehmen wir die Genua zur Hilfe, später setzen wir auch das Grosssegel. Wir sind zwar langsam, aber wir kommen voran. Eindeutig ein Vorteil kurzer Schläge 😉.
Das Setzen des Grosssegels ist eine Qual: Mit Müh und Not bekommen wir es bis zum ersten Reff gesetzt: Ich muss dringend die Mastrutscher schmieren…
Wir schleichen nach Norden und legen im Porto San Felice an, wo wir trotz Mittagspause sehr freundlich von einem Marinero empfangen werden.
Während Annika im Cockpit in Ihrer Reisebadewanne planscht macht sich Tatajana auf den Weg zum Shipchandler um eine neue Gasflasche zu kaufen. Den Abend verbringen wir in einer kleinen Trattoria am Fischereihafen von Sotomarina: Der Urlaub kann losgehen…
Am nächsten Tag erkunden wir vormittags zu Fuss die nahe Altstadt von Chioggia bevor wir nach einer Mittagspause am Boot einen Abstecher zum Strand machen.
Aus den ursprünglich geplanten drei Nächten in Chioggia werden durch das Wetter auf nur zwei. Schon morgen wollen wir weiter nach Venedig bevor für die folgenden Tage Gewitter und entsprechender Wind angesagt sind.