Etappe 2023-7: Venedig – Caorle 28 sm

Nach 4 Nächten in Venedig wagen wir es und ziehen weiter. Beim Ablegen weht zur ein kräftiger Seitenwind, aber das Barometer ist etwas gestiegen, und heute soll es laut Vorhersage nicht gewittern. Als wir die verkehrsreiche Lagune verlassen sind wir zunächst topmotiviert zumindest das Vorsegel zu setzen und in Richtung NE zu kreuzen. Bald darauf müssen wir jedoch einsehen, dass es so ein seeeeehr langer Tag werden würde. Wir brechen ab und motoren einmal mehr.

Als sich die Wolken hinter uns auftürmen wird die Bordfrau zunehmend nervös. Doch wir haben Glück und (wie bereits die letzten Tage) stimmt der Wetterbericht perfekt: Das Gewitter kommt nicht.

Wir passieren ein Flutschutztor und machen in Caorle fest. Als wir erfahren, dass der Liegeplatz hier mit 80,- €/Nacht genauso teuer ist wie in Venedig sind wir verwundert, aber es hilft ja nichts. Wir liegen hier in einer kleinen Siedlung von Ferienhäusern mit Liegeplatz davor. Fast ein bisschen wie in unserem Ausgangshafen in Port Grimaud…

Auf dem Weg zum Strand (Annika will dringend im Meer baden) staunen wir über den 70er Jahre Charme des Örtchens und gehen abends in einem Touristenlokal essen. Aufgrund des Wetter bleiben wir nur eine Nacht hier und wollen morgen früh nach einem Besuch bei der Bootstankstelle weiter nach Grado…

Etappe 2023 – 6: Chioggia – Venedig 20 sm

Aufgrund der uns bevorstehenden relativ kurzen Etappe legen wir erst am späten Vormittag in Chioggia ab. Kaum aus der Lagune draußen setzen wir bei leichtem Wind aus Nord die Segeln, müssen aber bald einsehen, dass der Wind zu leicht und zu nördlich weht um um die Muschelfarmen herum zu kommen. Wir motoren also weiter und biegen bald wieder in die Lagune von Venedig ab. Wir passieren das prägnante Hochwasserschutzsystem, das wir erst für Kreuzfahrtterminals halten und erleben die immer dichter werdenden Schiffsverkehr bei unserer Fahrt in Richtung Zentrum. Was unseren Liegeplatz angeht haben wir wirklich Glück: Wir liegen in Sichtweite des Markusplatz am Steg eines kleinen Segelclubs und werden überaus freundlich empfangen.

Nach einer ersten Erkundungstour der Museumsinsel auf der wir festgemacht haben gibt es an Bord Pasta. Kurz danach frischt der Wind auf bis zu 30 Knoten auf und das angesagte Gewitter kommt tatsächlich. Ich bin froh! Ist es normalerweise doch so, dass wir unsere Reisepläne (auch wegen Annika) übervorsichtig gestalten und das befürchtete Wetter kommt meist nicht. Nicht so dieses Mal: Wir sind sehr froh bereits im engen Hafen zu liegen. Bei viel Wind, wäre es hier wirklich sehr eng…

An unserem ersten Hafentag kaufen wir online einen 3-Tagespass für den örtlichen (Wasser-)Nahverkehr und nutzen ihn direkt ausgiebig.

Wir besichtigen den nur einen Katzensprung entfernten Markusplatz und fahren einmal komplett um die Hauptinsel, durch den Canale Grande, unter der Rialtobrücke durch und kaufen in einem gut sortierten Supermarkt Grillwürstchen und allerlei anderen Proviant ein.

Beim Grillen abends gibt es durch aus den Würstchen tropfendes Fett eine Stichflamme am Heckkorbgrill und ich habe grosses Glück, die Krankentransportboote die wir tagsüber beobachten konnten nicht selbst in Anspruch nehmen zu müssen.

An unserem zweiten Hafentag streiken die Angestellten des ÖPNVs. Im Touri-Office wurde uns aber zum Glück mitgeteilt, dass die Grundversorgung der Inseln garantiert ist. Ansonsten würde es auf San Giorgio Maggiore auf der unser Hafen liegt sehr sehr ruhig (und gäbe nicht einmal Eiscreme für Annika). Es fahren einfach weniger Fähren als sonst. Dazu passt, dass die Polizei ausgerechnet heute per Radar auf Raserjagd geht. Wir machen einen kurzen Abstecher nach Guidecca, beobachten eine Sportboot Wasser-Demonstration vor dem Markusplatz und trinken einen Cappucino mit Blick auf die gegenüberliegende Lagune.

Nach unserer Rückkehr zum Boot wettern wir das heftigste Gewitter, dass wir bisher erlebt haben ab. Ich mit Annika (die zum Glück überhaupt keine Angst hat) auf dem Boot, Tatjana, die gerade unseren Hafenplatz bezahlen wollte, im nahen Museum. Innerhalb weniger Sekunden verdunkelt sich die Himmel und wir werden von extremen Böen durchgeschüttelt. Ich kann die Gangway gerade noch in Sicherheit bringen und sorge mich anschliessend um Bimini und Solarzellen. Doch alles geht gut und ausser zweier offener Nähte an den Gurten des Biminis verzeichnen wir keinen Bruch.

Nachdem wir uns vom Schreck etwas erholt haben fahren wir erneut auf die Halbinsel und belohnen uns mit einem Eis bevor es zurück an Bord Pasta gibt. Wir haben uns in Venedig bewusst gegen die Besuche in den zumeist teuren und völlig aus Touristen zugeschnittenen Restaurants entschieden und geniessen beim Abendessen an Bord unsere wunderschöne Aussicht und spektakuläre Sonnenuntergänge.

Am letztem Landtag machen wir erneut eine ausgedehnte Tour durch den Canale Grande und setzen mit der Sparversion der Venezianischen Gondeln über: Für nur 2,- Euro kann man sich an manchen Stellen der Lagune (als Brückenersatz) von einem Gondoliere kutschieren lassen. Für Annika, die von den “Gondole” begeistert ist und an jeder Fußgänger-Brücke die Durchfahrt derselbigen abwarten will ein tolles Erlebnis!

Während wir mit dem Vaporetto den Canale Grande entlang schippern verdunkelt sich der Himmel und es braut sich erneut ein Gewitter zusammen. Mit der Erfahrung von gestern entschliessen wir uns, am Markusplatz auszusteigen um uns unter den Arkaden unterzustellen, wo die Kellern (ebenfalls mit der Erfahrung von gestern bereits die Tischdecken von den Aussentischen einsammeln. Kurze Zeit später bricht die Hölle los und ein heftiger Gewitterschauer setzt den Markusplatz mal eben 10 cm unter Wasser. Was für Wetterkapriolen!

Etappe 2023 – 5: Albarella – Chioggia 14 sm

Nach wir am Samstag Abend in Albarella ankamen und das Boot am Sonntag abfahrbereit gemacht haben geht es am Montag auch schon los. Zum Eingewöhnen steht heute nur eine kurze Etappe an: Wir wollen um die Ecke nach Chioggia, unserem ersten Ziel IN der Lagune von Venedig. Die erstem anderthalb Stunden motoren wir in Richtung Nord: wiedermal Flaute!

Ab der Osttonne vor Porto Fossone können wir tatsächlich bei leichten Winden aus Nord segeln. Zunächst nehmen wir die Genua zur Hilfe, später setzen wir auch das Grosssegel. Wir sind zwar langsam, aber wir kommen voran. Eindeutig ein Vorteil kurzer Schläge 😉.

Das Setzen des Grosssegels ist eine Qual: Mit Müh und Not bekommen wir es bis zum ersten Reff gesetzt: Ich muss dringend die Mastrutscher schmieren…

Wir schleichen nach Norden und legen im Porto San Felice an, wo wir trotz Mittagspause sehr freundlich von einem Marinero empfangen werden.

Während Annika im Cockpit in Ihrer Reisebadewanne planscht macht sich Tatajana auf den Weg zum Shipchandler um eine neue Gasflasche zu kaufen. Den Abend verbringen wir in einer kleinen Trattoria am Fischereihafen von Sotomarina: Der Urlaub kann losgehen…

Am nächsten Tag erkunden wir vormittags zu Fuss die nahe Altstadt von Chioggia bevor wir nach einer Mittagspause am Boot einen Abstecher zum Strand machen.

Aus den ursprünglich geplanten drei Nächten in Chioggia werden durch das Wetter auf nur zwei. Schon morgen wollen wir weiter nach Venedig bevor für die folgenden Tage Gewitter und entsprechender Wind angesagt sind.

Zug fahren in Italien – Jedes mal ein Abenteuer…

Mit der Sanierung unseres Eigenheims geht es gut voran (geplanter Einzugstermin ist der 25. August) und wir nehmen uns eine dreiwöchige Auszeit. Wie beim letzten Mal reisen wir mit dem Zug zum Boot. Und wie beim letzten Mal hetzen wir beim Umsteigen schwer bepackt von einem Bahnsteig zum anderen um unseren Anschluss zu erreichen. Bis zu unserer letzten Umsteigeaktion in Padua klappt alles wir am Schnürchen. Hier geraten wir schwer bepackt an der Zugtür stehend mit einer älteren Dame aneinander: Sie hat es ebenfalls eilig, sieht aber partout nicht ein, dass es prima wäre wenn Tatjana mir beim Aussteigen mit unserem Gepäck hilft. Wir werden wild beschimpft! Willkommen in (Nord-)Italien! 

Nach der letzten Etappe der Anreise von Rovigo nach Albarella mit dem Taxi erreichen wir das Boot dieses Mal sogar bei Tageslicht 😉. Und sehen so gleich, dass an Backboard zwei Fender hochgedrückt wurden und im Relingsnetz hängen. Bei näherer Betrachtung finden wir Gelcoatmacken in diesem Bereich. Hier ist wohl jemand rein gedonnert (und hat sich danach nicht mal die Mühe gemacht, unsere Fender zu richten)… 🤌

Nach einem Abendessen im Hafen und einer verschwitzten erste Nacht geht es los: Bimini, Sprayhood und Solarzellen werden montiert. Die Segel hatten wir während unserer sechswöchigen Abwesenheit nicht abgeschlagen.

Während Tatjana und Annika zum Supermarkt aufbrechen ersetze ich den Wasserhahn in unserer Pantry. Dieser hatte uns in der letzten Zeit wieder vermehrt durch eine Undichtigkeit geärgert.

Nach einem leckeren Mittagessen geht es zum Baden ein letztes Mal zum Strand bevor es uns am darauffolgenden Tages weiter nach Norden zieht: Endspurt!

Etappe 2023 – 4: Marina di Ravenna – Albarella 48.2 sm – Finale gegenan…

Aufgrund der Etappenlänge legen wir bereits um zwanzig nach sechs morgens ab. Motorsegeln und Motoren wechseln sich anschließend auf unserem Weg nach Norden ab. Von den befürchteten Baumstämmen und anderem Treibgut, das auf dem Weg nach Ravenna noch für einige Anspannung an Bord gesorgt hatte, ist glücklicherweise auch beim Passieren der Po-Mündung nichts zu sehen. Der anfänglich recht unangenehme Seegang geht im Tagesverlauf zurück und wir erreichen nach etwa 10 Stunden die in der Region Venezien liegende Ferieninsel Albarella.

Nach dem längsseits Anlegen am Besuchersteg melden wir uns im Hafenbüro an und regeln unseren rund sechswöchigen Aufenthalt bevor wir im Sommerurlaub von hier aus zum Endspurt in Richtung Triest aufbrechen wollen.

Wir erkunden zunächst zu Fuss, am nächsten Tag mit den in der Gebühr für den Liegeplatz enthaltenen Leihfahrrädern die Insel. Authentizität sucht man hier vergeblich: Albarella ist durch und durch Feriendorf. Sieht man sich um, scheint es fest in deutscher (genauer bayrischer) Hand. Gefühlt kommt jedes zweite Auto hier aus dem Freistaat und man hört an jeder Ecke die heimische Sprache.

An unserem ersten Hafentag herrscht bereits deutlich mehr Wind. Gut, dass wir schon hier sind. Der Wind hilft jedoch die Angriffe der Moskitos abzuwehren, die es aufgrund des stehenden Wassers hier zu Hauf gibt. Natürlich stehen einige kleinere Bootsarbeiten auf dem Plan: Ich ersetze mit Annikas tatkräftiger Unterstützung die Leinen unserer Lazybags, die im letzten Winterlager fast durchgescheuert wurden.

Am zweiten Tag befestige ich das Steuergerät und den Kompass für den neuen Autopiloten. Jetzt fehlt tatsächlich nur noch die Verkabelung. An Tag 3 waschen wir nach einer morgendlichen Radtour über die Insel die erste Wäsche. Anschliessend messe ich die Längen der benötigten Seatalk Spurkabel aus und verlege das Strom- und Backbone Kabel vom Steuergerät zum Display an der Steuersäule. Tatjana wird währenddessen beim Baden mit Annika im seichten Wasser von einem Petermännchen gestochen 😩.

Unser Hafentag 4 fällt auf den italienischen Nationalfeiertag. Im Hafen und der gesamten Ferienanlage ist deutlich mehr los als die vorherigen Tage. Wir fahren kurz mit dem Boot raus um unseren Tank zu leeren und während ich Bimini, die Solarzellen und die Sprayhood abschlage machen Annika und Tatjana erneut einen Ausflug zum zum Burgen bauen am sehr kinderfreundlichen (weil flachen) Sandstrand.

Am letzten Hafentag vor unserer Rückreise zieht ein Gewitter auf und ich komme beim Anreichen der ein oder anderen Heckleine am Steg zum Schluss, dass mein Einhand-/Hafentraining auf Sizilien sich durchaus gelohnt hat 😏.

Etappe 2023 – 3: Rimini – Marina di Ravenna 32.4 sm – Fender: -1!

Da wir auch auf unserer Etappe von Rimini nach Ravenna mehr als 30 Meilen vor uns haben, brechen wir früh auf. Die (für den Fingersteg) auf Höhe der Wasserlinie angebrachten Fender tanzen auf der Wasseroberfläche.  In der Hafenausfahrt verabschiedet sich einer davon. Bis wir gewendet haben, ist er für eine sichere Bergung leider schon zu nah an die Mole vertrieben.

Der Wind weht stärker als vorhergesagt. Wir können am Wind zum ersten Wegpunkt segeln. Dann müssen wir in den Wind und motoren durch Unmengen an Treibholz. Teilweise kommen uns in der konfusen See ganze Bäume entgegen. So abwegig war es also nicht, in Ravenna anzurufen um zu fragen, ob vor Ort alles ok ist. Leider war die Dame im Hafenbüro von unserer Frage völlig überfordert (weil vermutlich noch nie auf einem Boot). Wir fahren zwischen den riesigen Wellenbrechern hindurch und biegen in die Marina ab. Am Funkgerät erreichen wir niemanden. Nach mehreren Versuchen am Telefon geht endlich jemand dran: die Marineros kommen. Uns wir ein Platz längsseits am Fingersteg zugewiesen und erklärt, dass das Funkgerät leider grade ein Problem hätte… 

Es geht skurril weiter: Das Büro für die Anmeldung hat bis 18 Uhr geöffnet, wir sollen unbedingt vor 17:30 dort sein. Wir wiederholen: 17:30. Aller spätestens, besser 17:00 😂

Als wir um 17:00 vor dem Büro ankommen ist dieses verschlossen. Auf einem Schild an der gläsernen Tür wird darauf hingewiesen, dass sich jeweils immer nur eine Person im Büro aufhalten darf. Die Dame im Büro wirkt mit der Angestellten sehr vertraut, man hält ein Schwätzchen, während sich vor der Tür eine Schlange bildet. Gegen 17:30 darf Tatjana endlich eintreten und nach einer länglichen Anmeldeprozedur ist es geschafft. Die schwammigen Zeitangaben der Ormeggiatore machen nun Sinn. Wir zahlen zunächst für 2 Nächte und wollen das Wetter beobachten bevor wir weiter nach Norden fahren.

Eine etwaige Verlängerung müssten wir mit den Marineros vereinbaren, denn das Büro ist ab Sonn- und Montagen geschlossen (wohl bemerkt gilt das nicht nur für das bevorstehende Pfingstwochenende)…

Am Pfingstsonntag machen wir einen Spaziergang zur Autotankstelle und fahren anschließend zum Sightseeing mit dem Bus nach Ravenna. Trotz Kreuzfahrtschiff im Hafen wirkt der Ort am Pfingstsonntag fast wie ausgestorben. Wir besuchen spontan eine Ausstellung für Mosaike und machen uns nach dem Mittagessen auf den Rückweg.

Wir entschliessen uns aufgrund des Wetters nur 2 Nächte hier zu bleiben und anschliessend weiter nach Norden zu fahren. Somit haben wir vor unserer Rückreise zwar fast einen Aufenthalt von einer Woche in unserem Zielhafen aber während der fast 50 Seemeilen langen Etappe weniger Wind auf der Nase.

Nach dem unser Entschluss feststeht versuchen wir den Transponder für den Zugang zum Hafen zurück zu geben (und unsere 20 € Kaution wieder zu bekommen). Das erweist sich als schwierig. Die Dame im Hafenbüro hatte erklärt die Ormeggiatore würden auf Nachfrage jederzeit vorbei kommen um den Schlüssel entgegen zu nehmen und unsere Kaution auszuzahlen. Leider will der Marinero nichts davon wissen. Er hätte auch grade gar keine Zeit, Tatjana solle in einer halben Stunde vorbeikommen. Nachdem die Bordfrau also einmal ums Hafenbecken gelaufen ist und im Dunkeln vor dem Büro wartet ruft sie erneut an: Leider immer noch keine Zeit, man braucht noch 15 min. Da Tatjana nicht noch länger warten will und Annika ins Bett soll, insistiert sie und bestellt den Hafenmitarbeiter doch zum Boot. Als er später missmutig auftaucht erklärt er uns, dass es in „seiner“ Marina 1000 Boote gäbe und er sich nun wirklich nicht um alles kümmern könnte (Gastlieger gibt es genau zwei!). Nun denn, wir verabschieden uns und er wünscht gute Weiterreise…

Etappe 2023 – 2: Senigallia – Rimini 38.6 sm

Nach unserem zweitägigen Besuch in der beschaulichen Partnerstadt unserer neuen Heimat führt unsere Route in die Region Emilia-Romagna. Genauer, in die für Ihre ellenlangen Sonnenschirmreihen berühmt berüchtigte Stadt Rimini. Wir motorsegeln bei sehr schwachen Winden aus Nord-Ost entlang von zahlreichen Muschelfarmen und sehen etwas weiter draussen die Gasplattformen.

Unser Plan unterwegs ein Brot zu backen scheitert: Die Gasflasche ist leer. Mit dem Flaschenwechsel möchte ich bis zum Zielhafen warten. Pünktlich zum Anlegemanöver zieht ein Gewitter mit entsprechend kräftigen Windböen auf. War ja klar! Dankenswerterweise weist uns der Marinero einen Platz mit Schwimmsteg in Lee zu. Hier können wir uns erstmal anlehnen, und in aller Ruhe die Leinen ausbringen. Da es statt einer Mooring am Bug Dalben gibt, üben wir auch gleich das für uns ungewohnte Leinenwerfen zum Ausbringen unserer Vorleinen. Was für ein Spass 😉

Abends machen wir uns auf der Suche nach einem netten Restaurant zu Fuss auf den langen Weg zur Strandpromenade. Fehlanzeige: die meisten Restaurants öffnen erst am kommenden Wochenende. Die Lokale, die bereits geöffnet sind, bieten überwiegend Snacks für die Badegäste an. Auf dem Rückweg zum Boot kehren wir schliesslich ein: Burger und eine ziemlich trockene Piadina, naja, immerhin sparen wir uns den Abwasch an Bord.

Am nächsten Tag pilgern wir zu Fuss zum Bahnhof und nehmen von dort einen Bus ins nahe San Marino.

Nach unserer Rückkehr aus dem Kleinstaat erholt sich der Skipper an Bord während die Mädels den Strand unsicher machen bevor wir unseren Heckkorbgrill aus dem Winterschlaf holen und angrillen. Vor dem ins Bett gehen „geniessen“ wir den Soundcheck einer nahen Discothek, die sich offenbar auf den Saisonstart am Pfingstwochenende vorbereitet. Wie gut, dass wir weiter ziehen…

An Hafentag 3 erkunden wir die Altstadt von Rimini und fragen im Hafenbüro nach, ob man das nordöstlich von Rimini gelegene Sperrgebiet durchfahren darf (Man darf! Das spart uns auf unserer nächsten Etappe nach Ravenna etwa 15 Seemeilen). Während die Damen den Nachmittag erneut am Strand verbringen bin ich mit Bootsarbeiten beschäftigt. Das iPad hat das WLAN Passwort für unseren AIS Transponder „vergessen“. Da es nur auf der Transponderrückseite steht muss dieser also einmal aus und anschliessend (nach Fototermin und Logbucheintrag) wieder eingebaut werden.

Etappe 2023 – 1: Ancona – Senigallia 16.2 sm

Nachdem sich das ungewöhnliche Wetter der letzten Wochen verzogen hat, führt uns unsere erste Etappe des Jahres in die Partnerstadt unseres baldigen Wohnortes (wir ziehen im September von Basel (Schweiz) zurück nach Lörrach in Deutschland) nach Senigallia. Wetter wieder „normal“ bedeutet für uns hier aber leider auch: Wind und Welle aus Nord-West, also von vorn. Nach dem Auschecken in Ancona motoren wir also in Richtung Norden.

Wir passieren eine Offshore Plattform und stampfen vorwärts. Achtern höre ich unterwegs immer wieder ein seltsames Klopfen. Im Hafen will ich diesem Geräusch unbedingt auf den Grund gehen. Ich hoffe dass sich der Linearantrieb nicht von der neu laminierten Plattform gelöst hat und jetzt im Heck herum klappert. Ansonsten verläuft unsere Fahrt ziemlich ereignislos. Wir weichen den zahlreichen, jeweils in Hafennähe ausgebrachten Fischerfähnchen aus und sind froh, dass die Hafeneinfahrt von Senigallia trotz der unmittelbaren Nähe zum Fluss Misa nicht von den Überschwemmungen der letzten Wochen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Hafen ist zwar flach, aber ausreichend tief für uns und unser Zuhause.

Wir erkunden die sehenswerte Altstadt und schlendern an den adriatypischen Bagnis entlang zurück zum Boot. Nach einer Portion Pasta sinken wir in die Kojen: Das Bootsleben hat uns wieder.

Am nächsten Tag geht unsere Entdeckungstour weiter: Es scheint, als sei das Örtchen von der Flut die in der Region wohl gewütet hat nur mäßig betroffen. In der Altstadt erkennen wir keinerlei Anzeichen einer kürzlichen Überschwemmung. Lediglich an einigen Stränden nördlich des Flusses türmt sich noch Treibholz, das gerade entfernt wird.

Mal wieder ein Abenteuer: Anreise zum Boot

Donnerstag:

Der Plan war ja eigentlich zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten eine Auszeit von der in den Endzügen liegenden Sanierung unseres neuen Eigenheims zu nehmen und uns auf dem Boot etwas zu erholen.

Doch wieder einmal kam alles anders: Nachdem es in den letzten Wochen in Italien ungewöhnlich trocken war und ich schon Sorge hatte, die ohnehin geringe Wassertiefe in einigen Häfen auf unserer Route in Richtung Norden könnte zu gering ausfallen, hat das Wetter in den letzten Tagen und Wochen völlig verrückt gespielt und an vielen Orten an der italienischen Adria kam es zu Überflutungen. Jedenfalls wurde unsere Zugverbindung zwischen Mailand und Ancona, die teilweise direkt an der Küste entlang führt gestern Nacht abgesagt. Kurz vor unserer Abreise haben wir daher heute morgen Plätze in einem Flixbus von Bologna nach Ancona gebucht. Jetzt müssen wir unterwegs nur noch einen Transfer von Mailand nach Bologna organisieren… zuviel Abenteuer für meinen Geschmack, und das bereits zu Beginn des Urlaubs.

Zu Beginn der Reise klappt alles noch wie am Schnürchen. Auf die Schweizer Bahn ist Verlass und wir erreichen unseren ersten Umsteigebahnhof in Lugano wie geplant. Von dort aus geht es in überfüllten und verspäteten Zügen weiter nach Mailand. Mit dem Bummelzug tuckern wir anschließend weiter nach Bologna wo wir von unterwegs über das Smartphone ein Hotel für die Nacht gebucht haben.

Immerhin steht Abends leckere Pasta und Pizza im “Il Veliero” (Das Segelboot, wie passend) einer nahen Pizzeria auf dem Speiseplan. 

Freitag:

Am nächsten Morgen lassen wir unser Gepäck im Hotel und kaufen vor unserem Streifzug durch die historische Altstadt zunächst einen Regenschirm. Es schüttet! Wir schlendern unter den Arkaden von Cafe zu Cafe und sitzen trotzdem über 2 Stunden vor der geplanten Abfahrt unseres Busses am Busbahnhof. Immerhin kommt Annika nach Schokocroissant und Minidonut tagsüber zu ihrem erste Eis des Urlaubs. Und natürlich: Unser Bus hat über eine Stunde Verspätung: Statt einer späten aber humanen Ankunftszeit um viertel nach neun sollen wir nun erst gegen halb elf an unserem Ziel in Ancona ankommen 😩.

Doch es wird noch später: Kaum aus Bologna raus, stehen wir in einem 20 km langen Stau und kommen so erst gegen halb 3 Nachts in Ancona an. Ein einzelnes Taxi bedient die Fahrgäste. Doch wir haben Glück und sind um kurz vor 3 tatsächlich am Boot und sinken in die Kojen…

Einbau des neuen Autopiloten Teil II

Zugegeben: Lange war es ruhig hier. Die Sanierung unseres neuen Eigenheims in das wir im September umziehen wollen, hat unsere Freizeit in letzter Zeit quasi komplett für sich beansprucht. Nun aber geht es weiter: Ich sitze in einem Hotel südlich von Mailand und will morgen früh weiter zum Boot nach Ancona fahren um am Autopilot weiter zu werkeln. Zunächst möchte ich das Podest einlaminieren und anschliessend sehen, wie weit ich mit der restlichen Installation komme. Auch das Anschlagen der Segel und das Verproviantieren mit Konserven steht auf dem Programm, denn in ungefähr 6 Wochen soll es mit Familie weiter in Richtung Norden gehen.

Nach einigem Stau auf dem Weg bis zum Zwischenstopp läuft es auf der zweiten Hälfte der Anreise trotz erneuter Starkwindwarnung auf der Autobahn wie am Schnürchen und ich komme nach einem Boxenstopp beim Bau- und Supermarkt endlich am Boot an.

An Steuerbord begrüßt mich am Unterwasserschiff zwar ein langer grüner Bart, aber sonst sieht eigentlich alles ganz vernünftig aus.

Kaum habe ich mein Gepäck verstaut und eine Kleinigkeit zu Mittag gegessen, zieht ein Gewitter auf und vom vormals sonnigen Frühjahrswetter ist nicht mehr viel übrig. Unter Deck nähe ich einen aus dem Lazybag ausgerissenen Reissverschluss neu ein und erhole mich ansonsten von den Strapazen der Anreise. Morgen soll es mit den Hohlkehlen am Podest für den Autopiloten richtig losgehen.

An Tag zwei bin ich ziemlich froh, dass die Dieselheizung tadellos anspringt, denn im Boot hat es als ich aus der Koje klettere nur 5 Grad. Ich widme mich wie geplant den Hohlkehlen auf der Unterseite der Holzkonstruktion die später den Autopilot tragen soll.

Ausserdem entschliesse ich mich am laut Vorhersage windärmsten Tag meines Aufenthalts an Bord die Segel anzuschlagen. Mittlerweile bin ich geübt und beide Segel sind inkl. Reffleinen, Segellatten und Lazybag nach etwa 2 Stunden montiert. Während der Wartezeit bis das Harz trocken ist, schmettert Britney mir vom Steg gegenüber “Whoops I did it again” entgegen und ich verpflege mich mit den Nudeln des Vorabends.

An den Folgetagen laminiere ich zur Verstärkung Glasfasergewebe auf die Holzkonstruktion und klebe diese waagerecht und zum an der Ruderwelle befindlichen “Tillerarm” entsprechend ausgerichtet ins Heck von Zanzibar. Ausserdem statte ich der Werft einen Besuch ab, die über den Winter unsere Rettungsinsel und den Außenbordmotor, an dessen Instandsetzung ich im Sommer verzweifelt war, gewartet hatte.

Immerhin den “mechanischen Teil” der Installation des neuen Autopiloten kann ich abschliessen. Im Rahmen der diesjährigen Familienurlaube will ich mich dann um die zugehörige Verkabelung kümmern…

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